Rauschgiftkriminalität

Mehr Tote durch Drogen

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Berlin -

Rauschgift wird in Deutschland wieder zu einem größeren Problem. Bis zum Jahr 2012 ging die Zahl der Drogentoten zurück. Seither sterben deutlich mehr Menschen an ihrer Sucht. Auch bei den Erstkonsumenten gibt es ein Plus – vor allem bei einer Droge.

Mehr Drogenhandel, mehr Drogenkonsum, mehr Drogentote – nach Jahren des Rückgangs nimmt die Rauschgiftkriminalität in Deutschland wieder deutlich zu. 2015 sind nach offiziellen Zahlen 1226 Menschen an ihrem Drogenkonsum gestorben, rund 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Die registrierten Drogendelikte stiegen um zwei Prozent auf 282.600 Fälle.

Dies geht aus dem Jahresbericht 2015 zur Rauschgiftkriminalität hervor, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), und der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, vorstellten.

Den stärksten Anstieg bei den Drogentoten hatten demnach Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und das Saarland. Auch in Berlin und Bayern gebe es deutlich mehr Drogenopfer. Unter den Toten im vergangenen Jahr seien 84 Prozent Männer. Das entspreche in etwa der Verteilung unter den Drogenabhängigen in Deutschland, sagte Mortler.

Deutschlandweit stieg die Zahl der Drogentoten in den vergangenen Jahren kontinuierlich. 2014 nahm sie um drei Prozent auf 1032 zu. Ein Jahr zuvor waren es 1002 Drogentote, 2012 noch 944. In den drei Jahren davor waren die Zahlen rückläufig.

Zudem nahm der Drogenhandel sowie der Konsum harter Drogen insgesamt wieder erheblich zu. Bei den klassischen harten Drogen Heroin und Kokain sei 2015 ein Anstieg der Erstkonsumenten von 15 Prozent beziehungsweise 7 Prozent registriert worden, nach zuvor jahrelang rückläufiger Entwicklung. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der erfassten Erstkonsumenten harter Drogen um rund 4 Prozent auf 20.890.

Auch künstlichen Drogen wie Crystal Meth bleiben weiter eine Herausforderung, insbesondere in den Grenzregionen zu Tschechien, erläuterte Münch. Die Zahl der Menschen, die im vergangenen Jahr an Crystal starben, sei um 26 Prozent gestiegen.

Um die Neuen Psychoaktiven Substanzen, sogenannte Legal Highs, besser in den Griff zu bekommen, sollen in Zukunft nicht mehr nur einzelne Wirkstoffe verboten werden, sondern ganze Stoffgruppen. Das erleichtere die Feststellung, ob Rauschmittel noch legal sind oder schon die Grenze zur Illegalität und damit zur Strafbarkeit überschritten haben.

Kommenden Mittwoch will das Kabinett ein entsprechendes Gesetz auf den parlamentarischen Weg bringen. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) unterstrich: „Mit dem weitreichenden Verbot neuer psychoaktiver Stoffe durchbrechen wir endlich den Wettlauf zwischen dem Auftreten immer neuer chemischer Varianten bekannter Stoffe und daran angepassten Verbotsregelungen im Betäubungsmittelrecht.“ Das klare Signal: „Legal Highs sind verbotene und hochgradig gesundheitsgefährdende Stoffe“, sagte Gröhe

Der Grünen-Suchtexperte Harald Terpe forderte die Bundesregierung auf, ihre Drogenpolitik zu ändern. „Die Verbotspolitik ist gescheitert“, sagte er. „Drogentote sind Opfer der herrschenden repressiven Drogenpolitik. Wer abhängig ist, braucht Hilfe und keine Strafverfolgung.“ Die Grünen hatten 2015 zur Legalisierung von Cannabis einen Gesetzentwurf vorgelegt.

Derweil wurde ein riesiger Kokain-Fund aus den Niederlanden bekannt. Rund 2,9 Tonnen mit einer Empfangsadresse in Nordrhein-Westfalen hatten Zollfahnder am 11. März im Hafen von Rotterdam entdeckt. Es geht um einen Straßenverkaufswert von etwa 100 Millionen Euro, wie das Zollfahndungsamt Essen jetzt mitteilte.

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