Drogen aus dem Wald Alexander Müller, 10.08.2007 10:41 Uhr
Tabaksteuer, Rauchverbot und eine Sondersteuer auf so genannte Alcopops nützen wenig, wenn sich Jugendliche ihre Rauschmittel einfach aus dem Wald holen. Denn dort wachsen eine ganze Reihe halluzinogener Pflanzen wie Engelstrompete, Stechapfel, Tollkirsche oder Fliegenpilz. Der Konsum dieser natürlichen Rauschmittel nimmt vor allem bei Jugendlichen stetig zu, berichten Hamburger Apothekerkammer und -verein. Hinzu kommen „Magic Mushrooms“ oder das aus dem Peyotl-Kaktus gewonnenen Mescalin, beides aus Lateinamerika importiert, wo es vor allem in den Kulten und Bräuchen der Urbevölkerung eine Rolle spielt.
Hierzulande häufen sich die Medienberichte über Vergiftungen mit solchen Drogen, zuletzt hat die Bundesregierung vor der Verwendung von Zaubersalbei (Salvia divinorum) als Rauschdroge gewarnt. Der Verzehr könne Depressionen und Angstzustände auslösen oder zu Psychosen führen, bestätigen die Hamburger Apotheker. Die Experimentierfreude mit Pflanzen und Pilzen wachse in besorgniserregendem Ausmaß, häufig in völliger Unkenntnis der Wirkungsweise.
Es sei ein verbreiteter Irrglaube, dass der Konsum dieser Rauschmittel leichter kontrollierbar sei als der von synthetischen Drogen. Denn der Gehalt halluzinogener Stoffe variiere in den Pflanzen je nach Standort, Bodenbeschaffenheit sowie den Bedingungen Licht und Wasser. Gefährliche Überdosierungen seien daher nicht selten. Die Folge: Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, aber auch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Die Langzeitfolgen seien bisher nicht vollständig bekannt. Ein Grund dafür sei die noch immer geringe öffentliche Wahrnehmung dieses Problems. Hier sei die Politik gefragt, Aufklärungsarbeit zu leisten.