Corona-Welle steht noch bevor?

UKE: Drastisch steigende Infektionszahlen Anfang April dpa/ APOTHEKE ADHOC, 25.03.2020 18:01 Uhr

Das Universitätsklinikum Eppendorf rechnet mit einer großen Welle an Corona-Infizierten im April. Foto: Olena Yakobchuk/ Shutterstock.com
Berlin - 

Die Infektionszahlen der an Covid-19 Erkrankten steigt in Deutschland täglich an. Doch die große Welle an Corona-Infizierten steht nach Einschätzung des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) noch bevor – die Mediziner rechnen im April mit drastisch steigenden Infektionszahlen. Die Klinik sieht sich gut vorbereitet, hat die Zahl der Intensivbetten deutlich erhöht. Schwieriger seien die Personallage und die Schutzausrüstungen.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sieht sich gut vorbereitet auf die für Anfang April erwartete Welle an Corona-Infizierten. „Wir haben es jetzt bereits geschafft, 50 zusätzliche Beatmungsbetten hier am UKE aufzubauen, die sofort betrieben werden können“, sagte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin, Prof. Stefan Kluge. Insgesamt könne die Zahl der Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten auf 166 erweitert werden.

Derzeit seien 80 Prozent der Intensivbetten mehrheitlich mit anderen Patienten belegt. Dies könne aber relativ rasch heruntergefahren werden. Problematisch sei nur, dass viele Rehaeinrichtungen oder auch andere Beatmungskliniken keine Patienten mehr aufnähmen, sagte Kluge. Von den hamburgweit 77 Covid-19-Erkrankten würden derzeit am UKE 22 auf einer Normalstation behandelt. Zudem betreue das UKE 10 der 19 Corona-Intensivpatienten.

„So eine Herausforderung hat unser Gesundheitssystem nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht erlebt“, sagte Kluge. Es komme „eine riesige Welle auf uns zu, die uns wahrscheinlich im April erst richtig treffen wird“. Alle nicht lebenswichtigen Operationen am UKE seien deshalb bereits verschoben worden, „weil wir das Personal brauchen“. Das Personal sei bei der Bekämpfung der Pandemie das „Nadelöhr“ in den deutschen Krankenhäusern. „Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt ausreichend Schutzmaterialien da“, sagte der Leiter der Krankenhaushygiene, Professor Johannes Knobloch. Aber es werde jeden Tag schwieriger und teurer. „Wir müssen hier kontinuierlich auf Sicht fahren.“ Am UKE prüften Wissenschaftler bereits, ob Schutzmaterialien „sinnvoll und unter voller Gewährleistung der Sicherheit“ auch mehrfach genutzt werden können.

Kluge und auch Knobloch betonten mehrfach die große Bedeutung der Kontaktsperren, um eine Ausbreitung der Pandemie zu verlangsamen. Die Covid-19-Todesrate in Deutschland sei mit 0,5 Prozent relativ niedrig, sagte Kluge. In einigen chinesischen Bezirken liege sie bei vier Prozent, in Italien bei knapp zehn Prozent. Das liege unter anderem daran, dass sich Deutschland besser vorbereitet habe. Kluge betonte aber auch, dass die Todesrate in Deutschland „definitiv“ noch auf etwa ein Prozent steigen werde. „Aber wir gehen davon aus, dass wir nicht so hohe Raten sehen werden wie in China oder Italien.“