Sterbehilfe

„Dr. Death“ ist tot dpa, 04.06.2011 12:50 Uhr

Berlin - 

Als „Dr. Death“ wurde er bekannt: Der Pathologe Dr. Jack Kevorkian setzte sich in den USA für Sterbehilfe ein und erlöste zahlreiche Menschen auf deren Wunsch von ihrem Leiden. Jetzt starb der 83-Jährige nach langer Krankheit in einem Krankenhaus. Schon 2007 war er wegen eines nicht näher bekannten Leidens begnadigt und vorzeitig aus der Haft entlassen worden.

Kevorkian wuchs als Sohn armenischer Einwanderer in einfachen Verhältnissen in Pontiac im Bundesstaat Michigan auf. Er praktizierte als Pathologe, geriet aber schon vor seiner Kampagne für ärztliche Sterbehilfe ins Kreuzfeuer der Kritik. Damals setzte er sich dafür ein, zum Tode verurteilten Schwerverbrechern die Möglichkeit zu bieten, durch ein nicht-toxisches Mittel zu sterben und ihre Organe zur Transplantation zur Verfügung zu stellen.

Sieben Jahren nach Kevorkians erstem Akt von Sterbehilfe erlaubte der US- Bundesstaat Oregon seinen Ärzten, das Leiden todgeweihter Patienten mit entsprechenden Medikamenten zu verkürzen. Als das Gesetz „Tod in Würde“ 2006 vor dem Supreme Court der USA angefochten wurde, bestätigten die höchsten Bundesrichter die Initiative der Oregoner Legislative. Der amerikanische Ärzteverband in Chicago kritisierte den Pathologen aus einem Vorort der Industriestadt Detroit nichtsdestotrotz als „eine große Gefahr für die Öffentlichkeit“.

Freunde charakterisierten Kevorkian als witzig und liebenswert, wie die New York Times schrieb. Aus seinem Arbeitsumfeld hieß es dagegen, er sei seltsam, leicht grimmig und aufbrausend. „Dr. Death“ war nie verheiratet, leistete sich keinen Luxus und erwarb seine Kleidung hin und wieder aus zweiter Hand bei der Heilsarmee. Er ging in die Niederlande, um Techniken für die Sterbehilfe zu erlernen, die ihn nicht hinter Gitter bringen würde. Danach entwickelte er seine Todesmaschine, die lebensmüde Patienten mit Alzheimer oder anderen schlimmen Krankheiten per Knopfdruck das Ende ihres Leidens verschafften.

Erst als er 1999 das Sterben eines 52-Jährigen per Video aufzeichnete und dann im Fernsehen Millionen von Amerikanern vorführte, schlug die Justiz zu. Kevorkian hatte dem unheilbar Kranken eine tödliche Injektion gegeben. Er wurde von einer Jury in Michigan wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von 10 bis 25 Jahren verurteilt. Nach acht Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis gelobte Kevorkian, nie wieder aktive Sterbehilfe zu leisten. Danach wurde es ruhig um den kämpferischen Aktivisten, bis ihn jetzt der eigene Tod ereilte.