TV-Tipp: Geschäft mit der Krankheit APOTHEKE ADHOC, 03.08.2016 12:44 Uhr
Es gibt sogar Medikamente gegen Krankheiten, die es gar nicht gibt. Das Magazin ZDFzoom rückt die sogenannten erfundenen Krankheiten in den Mittelpunkt. Die halbstündige Dokumentation „Das Geschäft mit der Krankheit – wie wir zu Patienten gemacht werden“ läuft heute Abend um 22.45 Uhr im ZDF.
Mit Medikamenten wurden in Deutschland 2014 mehr als 33 Milliarden Euro Umsatz gemacht – eine Rekordsumme. Das ZDF stellte sich die Frage: Werden Deutsche immer kränker?
Die Dokumentation versucht die Frage zu beantworten, wann Medikamente sinnvoll sind – und wann sie allein Pharmaunternehmen Geld bringen. Redakteurin Sonja Kolonko spricht dazu mit Ärzten und Patienten und recherchiert Verflechtungen der Pharmaindustrie mit Ärzten.
Kritiker der Pharmabranche sagen, dass immer häufiger normale Zustände zu Krankheiten erklärt werden. „Ein klassisches Beispiel für eine erfundene Krankheit sind die sogenannten Wechseljahre des Mannes. Die gibt es nicht“, so Dr. Christiane Fischer, Geschäftsführerin des pharmakritischen Ärzteverbands Mezis.
Die Branche hält dagegen. „Wir erleben des Öfteren, dass junge Leute älteren Menschen erklären wollen, dass ihre Alterungsbeschwerden normal seien. Ältere Leute sehen das völlig anders“, so Siegfried Throm vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA).
In der Dokumentation werden auch Gentests aus dem Internet unter die Lupe genommen. Humangenetiker Professor Dr. Klaus Zerres sagt dem ZDF, dass sich zwar manche Erkrankungen, wie etwa die Bluterkrankheit, tatsächlich an nur einem einzigen Gen erkennen ließen. An Krankheiten wie Diabetes seien jedoch hundert Gene beteiligt. Auf Grundlage von fünf getesteten Genen lasse sich daher das Krankheitsrisiko nicht sicher ermitteln, so Zerres.
Im vergangenen Juni testete das Magazin ZDFzeit Viagra aus dem Internet. Das überraschende Ergebnis: Die getesteten Arzneimittelfälschungen enthielten in diesem Fall den richtigen Wirkstoff in korrekter Dosierung. Doch es sei „schlicht unseriös und illegal“, Rx-Medikamente ohne Rezept aus dem Internet zu beziehen, kommentierte Pharmakologe Professor Dr. Fritz Sörgel.