Zu jeder Großbaustelle gehört unweigerlich mindestens ein mobiles Toilettenhäuschen für die dringenden Bedürfnisse der dort beschäftigten Arbeiter. Doch über manchen Standort lässt sich trefflich streiten. Ein Apotheker aus dem saarländischen St. Wendel staunte nicht schlecht, als er ein Dixi-Klo quasi direkt vor seinem Eingang vorfand.
„Als ich am Montag zur Arbeit kam, stand es plötzlich da“, berichtet Josef Hans Fischer, Besitzer der Glocken-Apotheke. „Keiner weiß, wann es da aufgestellt worden ist. Vom Personal hat niemand etwas mitbekommen. Uns hat niemand gefragt und uns hat niemand Bescheid gesagt.“ Derzeit fänden Arbeiten auf dem Dach statt. „Das Haus ist vorne und hinten eingerüstet.“ Er habe ja Verständnis dafür, dass es auf Baustellen auch Toiletten geben muss. „Auf dem Hof dahinter ist jede Menge Platz, da hätte man gleich fünf Toilettenhäuschen aufstellen können.“
Fischer intervenierte beim Hausbesitzer, der informierte die Bauleitung. Doch es tat sich nichts. Er klagte sein Leid auf Facebook. Und erntete Mitgefühl in den unterschiedlichsten Abstufungen: „‘Ich hab schon Pferde kotzen sehen, direkt vor der Apotheke.‘ Den Spruch kennt man ja. Ein Dixi-Klo ist doch mal eine Steigerung“, schrieb ein „Freund“. Ein anderer offenbarte intime Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten: „Die geschäftliche Situation in der Bahnhofstraße ist ja nicht einfach, aber so beschissen, dass man Dixi-Klos auf die Straße stellen muss, ist sie auch nicht.“
Doch auch Tipps für einen lukrativen Umgang mit der unangenehmen Situation hatten die Bekannten parat: „Beste Voraussetzungen für eine typische Win-win-Situation. Dixi-Klo vor der Tür. Desinfizierende Mittel in der Glocken Apotheke“, schrieb der eine. „Falls die Herren den flotten Otto haben, können sie ja die Kohlekompretten in deiner Apotheke kaufen“, meinte der andere. „Oder als zweite Variante: Falls jemand an Verstopfung leidet, kann er sich in Deiner Apotheke ein Mikroklist reinziehen und dann schnell ab aufs Dixi …“
Auch der Pharmazeut, sein Team und die Kunden versuchen die potenziell zum Himmel stinkende Situation mit Humor zu ertragen. „Ich fand inzwischen heraus, dass hier ein Missverständnis vorlag. Wir hatten eigentlich eine Dixielandband bestellt, um hier flotte Jazzmusik zu haben“, erzählt der Inhaber. „Überhaupt haben wir darüber schon viel gelacht.“ Das stille Örtchen wurde schon mit einem Foto verschönert, das Fischer in Stuhlgangpose über einem Pferdemisthaufen zeigt. „Herr Klein von nebenan hat das Bild ausgedruckt“, sagt Fischer. „Es entstand vor einem Jahr bei einem gemeinsamen Wanderausflug.“
Fischer ist seit 1986 Besitzer der von ihm liebevoll „Pillenstübchen“ genannten Glocken-Apotheke. „Aber so etwas habe ich bislang noch nicht erlebt.“ Noch sei nicht bekannt, wie lange das Haus eingerüstet bleibe. „Die Baustelle nimmt den Kunden die Parkplätze weg, aber ich muss die Situation so nehmen wie sie kommt.“
Der Apotheker hofft, dass zumindest das blaue Häuschen schnell einen neuen Standort findet: „Ein anderer Kaufmann aus der Nachbarschaft hat ein Machtwort bei der Baufirma gesprochen. Innerhalb der nächsten Tage soll das Klo versetzt werden.“
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