Therapiebegleitende App

Digitaler Beipackzettel: Nebenwirkungen auf Augenhöhe

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Berlin -

Allein ein digitaler Beipackzettel ist Patientinnen und Patienten nicht genug. Das zeigen Erfahrungen des Projekts „Dabeipackzettel“ von Dr. Robert Pfleger aus Bamberg. Die Nutzer der App interessierten sich auch für eine Therapiebegleitung. Gesucht werde in der App vor allem nach Nebenwirkungen von Medikamenten.

Seit 2021 gibt es „Dabeipackzettel“ als App. Die Idee dazu hatte der Apotheker Jochen Meyer, der dafür auch verantwortlich ist. Er war zuvor Marketingleiter OTC & Digital Health bei Dr. Pfleger Arzneimittel. Das stiftungsfinanzierte Projekt ist werbefrei und laut eigenen Angaben unabhängig. „Erst seit Januar 2024 ist das Projekt Dabeipackzettel personell voll ausgestattet und nimmt Fahrt auf“, sagt Michaela Hempel, Head of Business Development and Public Affairs bei „Dabeipackzettel“.

Werbung in Apotheken

Die App habe „heavy user“: Im Gegensatz zum gelegentlichen „light user“ haben diese die App fest in ihren Alltag integriert. Diese wünschten sich auch eine therapiebegleitende Unterstützung mit Einnahmeerrinnerungen oder Listen. Derzeit gebe es rund 200.000 Downloads. Für das Projekt werde auch in Apotheken bei der Kundschaft vor Ort geworben. „Das Feedback zeigt, dass Beipackzettel für die meisten Menschen sehr wichtig sind, ihnen aber der Zugang fehlt. Oft liegt das an der Beschaffenheit der Packungsbeilagen“, so Hempel. Diese seien zu klein gedruckt, unübersichtlich, ohne Suchfunktion, das Papier sehr dünn und quasi unmöglich es wieder richtig zusammenzufalten.

Die Nutzer kämen aus allen Altersgruppen. Vertreten seien sowohl 18-Jährige als auch Menschen, die über 80 Jahre alt sind. „Auch Apotheker geben uns das Feedback, dass wir ein Produkt kreiert haben, dass sie gern ihren Kunden empfehlen. Es spart die lästige Zettelwirtschaft und erlaubt auf eine sehr einfache Art und Weise den Überblick über die aktuelle oder auch vergangene Medikation zu behalten.“

Nebenwirkungen gesucht

Am häufigsten suchten die Nutzer nach Nebenwirkungen. „Bei einigen thematischen Suchanfragen sind wir inzwischen auf Augenhöhe mit der Apotheken Umschau“, sagt Hempel. „Es ist davon auszugehen, dass derzeit zehn Millionen Suchanfragen pro Monat auf Beipackzettel entfallen. Das unterstreicht die gesellschaftliche Relevanz von Beipackzetteln.“ Umso erschreckender sei es, dass die meisten Suchenden noch auf Homepages landeten, die keine qualitätsgesicherten Inhalten anbieten.

Patientinnen und Patienten gäben „sehr häufig“ das Feedback, dass ihnen mit dem digitalen Beipackzettel ermöglicht werde, mit dem Arzt auf Augenhöhe über die Medikation, eventuelle Wechselwirkungen oder ähnliches zu sprechen. Geplant sei, eine möglichst barrierefreie App anzubieten.

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