Der Schock war groß: Apothekerin Dr. Ute Lippert wollte nachts noch schnell etwas erledigen, als sie feststellte, dass in ihre Hof- und Ratsapotheke im bayerischen Ansbach eingebrochen worden war. Der oder die Täter hatten die Kasse samt Bargeld geklaut – und dutzende Packungen Voltaren Schmerzgel.
„Mein Mann und ich wollten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nur nochmal kurz in die Apotheke, weil wir noch etwas zu erledigen hatten“, erinnert sich die Pharmazeutin. „Erst auf den zweiten Blick habe ich dann gesehen, dass die Tür einen kleinen Spalt weit offen stand – aus etwas größerer Entfernung hätte ich das gar nicht bemerkt“, sagt sie. Erschrocken stellte sie fest, dass sie aufgebrochen worden war, und alarmierte die Polizei.
„Die Beamten waren innerhalb von drei Minuten da. Das ging echt schnell, aber die Wache ist auch gleich um die Ecke.“ Wie und wo genau die Einbrecher sich Zugang verschafften, verrät Lippert aus nachvollziehbaren Gründen nicht: „Das wäre eine Steilvorlage für Nachahmungstäter.“ Bevor sie selbst ihre Offizin betreten konnte, sicherten die Polizisten die Apotheke und überprüften insbesondere, dass sich niemand mehr in den Räumlichkeiten befand.
Die Nacht war damit dahin. „Wir standen dort bis morgens um fünf“, sagt sie. Denn nach der Polizei rückte erst einmal die Spurensicherung an. „Die haben auch sowas wie einen Notdienst.“ Drinnen hielt sich der Schaden auf den ersten Blick in Grenzen: Lediglich um den Kassenplatz herum war es verwüstet. „Die hatten offensichtlich erst versucht, die Kasse zu öffnen, um an das Geld zu kommen. Als sie daran gescheitert waren, haben sie einfach die ganze Kassenschublade mitgenommen.“
Und nicht nur das Geld haben die Verbrecher entwendet. Auch mehrere Dutzend Packungen Voltaren haben sie mitgehen lassen. Warum? „Ich vermute mal, das war einfach ein Beifang.“ Die „Klassiker“, die bei einem Apothekenraub normalerweise entwendet werden, seien alle unberührt und auch die Betäubungsmittel seien regelkonform abgeschlossen gewesen. Die Voltaren-Packungen wiederum waren Vorratsware, die in einem offenen Regal lag. „Wahrscheinlich dachten die sich: ‚Das kenn‘ ich, das nehm ich mit‘“.
Der wirtschaftliche Schaden ist überschaubar und wird höchstwahrscheinlich sowieso von der Versicherung übernommen. Größer ist der seelische Schaden, nicht nur durch den Schock, sondern vor allem die Unsicherheit. Es bleibt das mulmige Gefühl. „Wenn ich das nächste Mal Notdienst habe, wird das sicher blöd“, sagt Lippert. Ob und falls ja, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen sie für diese Nächte ergreift, weiß sie noch nicht. „Erstmal muss ich das verdauen und dann denke ich darüber nach.“
Die Sicherheit ihrer Apotheke erhöhen will sie auf jeden Fall: „Wenn ich wüsste, dass die Tür offen gestanden hätte, wäre das was anderes, aber sie war abgeschlossen.“ Deshalb will sie zeitnah Beratungsangebote der Polizei wahrnehmen, wie man die Sicherheitsmaßnahmen noch weiter erhöhen kann – damit sie dann auch wieder ruhigen Gewissens Nachtdienste schieben kann.
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