Nachtdienstgedanken

Die Vorzüge des Herbstnotdienstes Sarah Sonntag, 20.10.2019 17:48 Uhr

Lieber bei Regen als bei Sonne: Sarah Sonntag zieht die Notdienste an kälteren Tagen solchen in der Sommerzeit vor. Grafik: Claus Ernst
Berlin - 

Notdienste können zu jeder Jahreszeit nervenaufreibend und anstrengend sein. Sarah Sonntag zieht die Notdienste an kälteren Tagen jedoch solchen in der Sommerzeit vor. Fantaschale Max kann das nicht nachvollziehen, denn im Winter hat er wesentlich mehr zu tun.

„Ach Max, schau dir mal diesen regnerischen Herbsttag an“, schwärmt Sarah. „Was soll daran schön sein?“, fragt Max mürrisch. Schließlich sei alles grau, trist und nass und jeder Zweite sei gefühlt erkältet. „Ich mag die Notdienste im Herbst und Winter viel lieber“, erklärt Sarah. „Warum? Findest du es etwa toll, wenn du durch die Klappe angeniest und angehustet wirst?“, fragt Max angeekelt. Sarah lacht kurz und versucht dann zu erklären: „Weißt du, im Sommer ist es immer so unfair all die Menschen im schönen Wetter mit Eis und Sonnenbrille draußen zu sehen. Bei dem Wetter jetzt will man sowieso nicht vor die Tür.“

Max kann zwar verstehen was Sarah meint, jedoch ist er anderer Meinung. „Trotzdem wärst du doch lieber jetzt Zuhause auf deinem Sofa und würdest mit deiner Familie einen schönen Film schauen oder ein Brettspiel spielen, oder?“, fragt er. Sarah nickt energisch: „Natürlich, aber irgendwie finde ich es bei kaltem Wetter dennoch nicht so nervig wie im Sommer.“ Falls mal Leerzeiten entstehen – die zugegeben in der kalten Jahreszeit selten sind – könne sie es sich mit einem guten Buch und einer Tasse Tee auch auf dem Sessel im Notdienst-Zimmer gemütlich machen.

Kurz nachdem Sarah das ausgesprochen hat, klingelt es. Vor der Klappe steht ein älteres Ehepaar, beide sind nicht gut zu Fuß und stark erkältet. Der Mann reicht Sarah mehrere Rezepte: Neben Antibiotika sind Hustenlöser und Schmerzmittel verordnet. Seine Frau soll zudem inhalieren. Sarah kann alles beliefern. Das Lager ist gut auf die Erkältungssaison vorbereitet und entsprechend bestückt worden.

Als Sarah zurückkommt, erklärt Max seine Sicht der Dinge: „Weißt du Sarah, im Winter habe ich gefühlt wesentlich mehr zu tun als im Sommer.“ Sarah runzelt die Stirn. „Wie kommst du denn darauf?“ „Im Winter haben die Menschen viel trockenere Haut als im Sommer. Nicht nur Erkältungen haben Hochsaison, auch Hauterkrankungen, Ekzeme und all sowas sind oft schlimmer“, erklärt Max. Daher müsse er öfter einspringen, um bei der Herstellung von Rezepturen zu helfen.

So hat Sarah das noch gar nicht gesehen. Da sie nicht so oft in der Rezeptur tätig ist, hat sie den Überblick ein wenig verloren: Meist machen die PTA Cremes, Salben und Zäpfchen. Nur für die Kontrolle sind dann die Apotheker zuständig. Doch Max hat Recht, viele Kunden haben seit dem kühleren Wetter mit Hautproblemen zu kämpfen und suchen nach einer entsprechenden Pflege. In den vergangenen Tagen waren viele Patienten mit Neurodermitis und anderen Erkrankungen in der Apotheke gewesen.

Der Notdienst ist geprägt von Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Viele Kunden beklagen sich über das kalte Wetter und den Regen und sehnen die warme Jahreszeit wieder herbei. Sarah muss an ihre Unterhaltung mit Max denken. Nachdem sie eine Reihe von Kunden versorgt hat, erzählt sie Max von ihrer Beobachtung: „So hat wohl jeder seine Lieblingsjahreszeit – nicht nur in Bezug auf den Notdienst“, sagt Sarah.