Die perfekte Selbstmedikation APOTHEKE ADHOC, 23.05.2019 15:21 Uhr
Die Beratung zu OTC-Arzneimitteln ist eine Königsdisziplin der Apotheker. Lea Bittner und Willi Lehwald aus der Bergische Apotheke in Haan wollen die Qualität der Gespräche am HV-Tisch noch steigern und haben Beratungsleitfäden entwickelt. Dafür wurden sie gestern mit dem Deutschen Apothekenpreis 2019 der Kooperation Avie ausgezeichnet. Das Projekt heißt: Selbstmedikation im Fokus – am besten persönlich beraten in der Apotheke vor Ort.
Ziel des Projektes ist die Strukturierung der pharmazeutischen Beratung im OTC- und Rx-Bereich unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte. Dazu wurden zunächst zu den Hauptindikationsgebieten der Selbstmedikation Beratungsleitfäden und Produktempfehlungen erarbeitet, was durch eine übersichtliche Auswahl an sinnvollen OTC-Präparaten erreicht werden soll. Sinnvoll bedeutet in diesem Zusammenhang: leitliniengerecht, evidenzbasiert und mit einem guten Rohertrag.
Die daraus gewonnen Erkenntnisse werden auf den Rx-Bereich fortgeschrieben und erweitert. Jeder Mitarbeiter der Apotheke ist an der Entstehung und Entwicklung, sowie der kontinuierlichen Pflege der indikationsbezogenen Beratungsleitfäden beteiligt. Dadurch besteht auch die Möglichkeit die bei Fort- und Weiterbildungen gewonnen Erkenntnisse Einzelner, für alle Apotheken-Mitarbeiter nutzbar zu machen.
Auf dem 2. Platz landete das Projekt „Interdisziplinäre Medikationsmanagement für Pharmaziestudenten – Lernen am echten Patienten“ von Apotheker Stefan Göbel (Brücken Apotheke, Heringen). Die Grundidee ist, dass Pharmaziestunden mit echten Medikationen, Laborwerten und möglichen Problemen konfrontiert werden. Die ärztlichen Diagnosen, der Medikationsplan und Laborwerte sind ebenfalls verfügbar. Die Studenten haben sechs Stunden Zeit, um die Medikationen zu prüfen. Göbel kann sich vorstellen, im nächsten Schritt auch Medizinstudenten in das Projekt einzubinden.
Der 3. Platz beim Deutschen Apothekenpreis 2019 ging an Dr. Sybille Koch (Hexental-Apotheke, Merzhausen). Das Projekt „Apotheke der Zukunft – digitale Dienstleistungen in der Apotheke“ will persönliche Dienstleistung der Apotheke vor Ort mit der Digitalisierung verknüpfen. Mit der richtigen Präsentation sei es möglich, diese Services vergütet zu bekommen, unabhängig zunächst von den Krankenkassen, so die Idee. Und so funktioniert es: Der Patient bucht am digitalen Touch-Terminal die Leistung. Durch Verknüpfung mit den Arbeitszeiten der Mitarbeiter erhält der Kunde eine konkrete Beratungszeit, was nicht nur zu einer zusätzlichen Aufwertung der Leistung führt, sondern auch die Einsatzplanung der Mitarbeiter optimiert.
Mit einem „Sonderpreis“ wurde Maximilian Wilke für seine App „WhatsIn my meds“ ausgezeichnet. In der Apotheke trifft er immer öfter auf Patienten, die auf Inhaltstoffe wie Lactose, Histamin oder tierische Produkte in Arzneimitteln verzichten wollen. Die Suchmaschine soll Apotheken die Möglichkeit bieten, Allergien und Unverträglichkeiten zu recherchieren und im Beratungsgespräch zu punkten. Patienten können über die App auch selbst nach über Inhaltsstoffe in Arzneimitteln zu informieren – eine Vorstellfunktion bei Versandapotheken wurden zwischenzeitlich aus der Anwendung entfernt. „Sonderpreis“ deshalb, weil das Projekt nicht „in der Apotheke entwickelt“ worden ist, sondern in Wilke Firma „Vitalfunktion“. Die Jury erachtete das Projekt dennoch als würdig und lobte gemeinsam mit Preisstifter Avie kurzerhand einen Sonderpreis ausgelobt.
Der Deutsche Apothekenpreis 2019 wurde am gestrigen Mittwoch in der saarländischen Saarlandesvertretung in Berlin verliehen. Die saarländische Apothekenkooperation Avie hat den Preis zum fünften Mal verliehen.