Lachanfall, Kostümzwang, Kussnotstand, Frohsinnattacke – für die Symptomliste der Menschen mit der Diagnose Karnevalitis haben auch in diesem Jahr wieder genügend Apothekenmannschaften ihre Dienstleistungen erweitert. Mehr oder weniger verkleidet haben sie vielen Apothekenkunden Spaß bereitet.
Die Sonnen-Apotheke in Hainburg im hessischen Landkreis Offenbach ist schon seit 43 Jahren dabei. Zwischen 8 Uhr und 12.30 Uhr wird jeder Kunde mit einem „Helau” begrüßt und bekommt von den als Erdbeere oder Piratin verkleideten Apothekenmitarbeitern ein Vitamin-C-Getränk gratis überreicht. Das soll die Narren in den eher etwas vitaminarmen Zeiten stärken. Im Verkaufsraum wurde zusätzlich noch „Hygieneständer” zusammengestellt mit Produkten, die die Kunden „hygienisch durch die närrischen Tage bringen” sollen.
„Ein dreifach donnerndes Helau“, begrüßen Christine Lichtenthaeler und ihr Team die Kunden zur Fastnacht. In der Stadt-Apotheke im hessischen Kelsterbach ist an den närrischen Tagen gute Laune angesagt. Das Team verkleidet sich jedes Jahr am Rosenmontag und Fastnachtsdienstag, die Offizin wird mit Luftschlangen dekoriert. Wer will, kann sich frei nehmen, der Rest des Teams macht es sich mit Kreppeln in der Apotheke gemütlich. Wenn am Aschermittwoch alles wieder vorbei ist, trägt das Team schwarz.
Die Adler Apotheke in Wissen ist ebenfalls während Karneval geöffnet. Lediglich während des Umzugs am Dienstag schließen sich die Türen. Die Offizin und das Schaufenster werden mit Luftschlangen und Deko verschönert. An Altweiber verkleidet sich das Team, in diesem Jahr war das Motto Pantomime. Jeder bringt etwas zu essen mit und die Mitarbeiter essen gemeinsam zu Mittag – während die Apotheke geöffnet ist. In der Region hat jedes Dorf seinen eigenen Karnevalsgruß. In Wissen sagt man „O jö jo“.
In Bad Ems haben viele Ärzte und Apotheken am Rosenmontag nachmittags geschlossen. Lediglich die Sonnen-Apotheke hält seit vier Jahren ihre Türen offen. „Zwar kommen nur wenige Kunden, aber die sind dankbar, dass eine Apotheke geöffnet hat“, sagt Inhaber Alexander Kirsch. Jeder Kollege wählt sein Kostüm selbst aus, sodass es am Montag immer eine Überraschung ist, wer was trägt. Nächstes Jahr soll es vielleicht zum ersten Mal ein Motto geben.
In der Roten Apotheke in Bernburg an der Saale wird der Verkaufsraum mit Luftballons und den Schnippseln einer Rettungsdecke geschmückt. Laut Besitzer Dr. Johannes Oidtmann betreiben sie ihren Rosenmontagsspaß in der Faschingsdiaspora. Deswegen gibt es auch nicht früher frei, wie in den Faschingshochburgen Düsseldorf, Köln und Mainz, sondern die Kunden wurden von 7.30 Uhr bis 18 Uhr bedient. Die meisten sind überdurchschnittlich gut gelaunt und empfinden den Service in der Kostümierung als Harry Potter auch nicht als Zauberei. Eine Kundin hat als Dankeschön für die ganze Apothekenmannschaft eine Runde Kaffee mit Pfannkuchen spendiert.
In der Finken-Apotheke in Bochum wird seit vier Jahren maskiert und geschmückt, weil es bei den Kunden gut ankommt und die Apothekenbesitzerin schließlich Düsseldorferin ist. Gelernt ist eben gelernt. Sie hat mit ihrer Mannschaft die Kunden zwischen 8.30 Uhr und 13 Uhr am Rosenmontag bedient, auch wenn es dann in Bochum selber gar keinen großen Faschingsumzug gibt. Die Kunden sind durch die Bank begeistert, gut gelaunt und am häufigsten wechselte herzhaftes Lachen over the counter, laut Besitzerin Leonore Kappner ist Lachen ja nicht ohne Grund die beste Medizin.
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