„Die Nachfolge für meine Apotheke ist noch ungeklärt“ Julia Germersdorf, 02.07.2023 15:35 Uhr
Wolfgang Lukas ist seit 32 Jahren selbstständig und betreibt seine R. Dehn’sche Apotheke in Feldatal seither mit Leib und Seele. Das Rentenalter hat der Apotheker bereits erreicht. Nur zu gern wünscht er sich eine passende Nachfolge für seinen Betrieb, um den Ruhestand einläuten zu können. Doch dies stellt sich äußerst schwierig dar.
In Mainz hat Lukas sein Pharmaziestudium bestritten und 1984 die Approbation erlangt. Fünf oder sechs Jahre habe er anschließend als angestellter Apotheker in Birkenfeld in Rheinland-Pfalz gearbeitet. Es war allerdings immer schon der Wunsch des heute 66-Jährigen, sich selbstständig zu machen: „Ich wollte mein eigener Herr sein. Die Situation damals war noch anders als heute. Es war durchaus finanziell interessant, seine eigene Apotheke zu betreiben.“ Inzwischen hat er zwar das Rentenalter erreicht, aber in den Ruhestand zu gehen, scheint ihm noch nicht möglich. „Die Nachfolge für meine Apotheke ist noch ungeklärt.“
Auf Übernahme folgte Umbau
Über familiäre Beziehungen und Bekanntschaften sei er damals auf die Apotheke in der mittelhessischen Gemeinde im Vogelsbergkreis aufmerksam geworden. Sein Vorgänger habe sich zur Ruhe setzen wollen. Über einige Jahre hinweg sei eine Verbindung aufgebaut worden, und schließlich konnte er am 1. Juli 1991 die R. Dehn’sche Apotheke übernehmen.
Der Betrieb war damals schon sehr alt und musste zwangsläufig irgendwann umgebaut werden. „Das war ein großer Einschnitt für uns 1995/96, als wir angebaut haben, aber auch ein Fortschritt, weil wir anschließend natürlich moderner arbeiten konnten.“ Der Anbau sei nicht leicht gewesen, weil es sich um eine denkmalgeschützte Anlage handelt. Das habe viele Nerven gekostet. „Man konnte nicht einfach machen, was man wollte, sondern musste sich immer eng mit dem Denkmalschutz abstimmen und den Anbau entsprechend gestalten.“
Selbst und ständig
Er habe immer viel gearbeitet. „Als wir hierherkamen, hatte ich noch jeden Tag Notdienst. Das wurde dann im Laufe der Jahre besser – dahingehend, dass ich nur noch in der Woche über Bereitschaft hatte und am Wochenende sogar frei. Irgendwann wurden wir dann in den Notdienstkreis mit einbezogen.“
Eigentlich habe er im Alter weniger arbeiten wollen, aber umgekehrt sei es gekommen: Weil ihm das Personal fehlt, könne er sich nicht die Freiräume gönnen, die er sich erhofft hatte. Früher habe er immer vier oder fünf Mitarbeiter:innen beschäftigt. Heute fehle ihm definitiv eine PTA.
Nachnutzung ungewiss
Auch die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin ist bislang erfolglos verlaufen. Ob es ihm noch gelingt, „bleibt stark zu hoffen“, so der Inhaber. Aktuell gebe allerdings der Zweifel darüber nicht nach. „Es handelt sich um eine Landapotheke, das muss man ganz klar sagen. Aber auch das Leben hier hat seine Vorzüge. Ich würde das komplette Haus mit einem wunderschönen Grundstück verkaufen oder auch vermieten. Leider stellt sich das sehr schwierig dar.“
„Es ist eine Lebensaufgabe“
Lukas bedauert, dass junge Leute momentan die Selbstständigkeit nicht als das Ziel sehen, dass man unbedingt erreichen möchte, hat aber auch Verständnis: „Es ist eine Lebensaufgabe, die mit sehr viel Arbeit verbunden ist und hohen wirtschaftlichen Risiken. Und die wirtschaftliche Situation hat sich in letzten Jahren bekanntermaßen nicht gerade verbessert – im Gegenteil.“
Dennoch sei ihm der Beruf stets interessant geblieben. „Der Umgang mit den Leuten macht mir großen Spaß, das hat es immer. Helfen und Beraten ist eine wunderschöne Sache. Ich bin hier 32 Jahre am Ort – kenne meine Kund:innen und kriege viele Dinge aus dem persönlichen Bereich mit – gute wie auch schlechte, je nachdem wie es eben gerade läuft im Leben.“
Was nicht so schön sei, ist die Entwicklung in den letzten Jahren. Lukas betont, dass sich der bürokratische Auffand und die finanzielle Situation sehr verschlechtert hat.
Für die Selbstständigkeit muss man bereit sein zu arbeiten.
Der Apotheker hat ein ungefähres Datum im Kopf: „Wenn bis dahin kein Nachfolger gefunden ist, muss ich Tür trotzdem zuschließen, auch wenn mir das nicht leicht fallen wird.“ Der gesundheitlich angeschlagene Apotheker will aber auch auf sich selbst und seine eigene Gesundheit achten.