Achtsamkeit, Ernährung und Kritik

Die MenoBitch: Apothekerin startet Podcast

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Berlin -

Apothekerin Linda Wnendt hat ihr Herzensprojekt umgesetzt: Vor kurzem startete ihr eigener Podcast, mit dem sie vor allem Frauen in der Menopause ansprechen möchte. Dabei teilt sie eigene Erfahrungen und gibt Tipps und Ratschläge. Sie scheut sich jedoch nicht, auch das ein oder andere gesellschaftskritische oder politische Thema anzusprechen und zu hinterfragen.

Eigentlich leitet Wnendt die Ahrtor-Apotheke in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Doch sie ist nicht nur Apothekerin, sondern auch Darmfachberaterin und Ernährungscoach. Den Gedanken, einen Podcast zu starten, hatte die Apothekerin schon länger. „Das ist ein bisschen aus meiner eigenen Geschichte entstanden“, erklärt sie. Denn sie selbst sei bereits früh mit Anfang 40 in die gefürchteten Wechseljahre gekommen. Privat sei die Zeit für sie sehr stressig gewesen. „Ich habe mich erst später gefragt, ob ich wegen dem Stress in die Wechseljahre gekommen bin oder ob die Wechseljahre mir den Stress gemacht haben.“ In dieser Zeit verändere sich die Einstellung zum Leben – „es ist wie ein neuer Lebensabschnitt“, erklärt sie.

Von der Frau für die Frau

„Obwohl ich bereits sehr gute Kenntnisse im Bereich Ernährung hatte, habe ich zehn Kilo zugenommen“, sagt Wnendt. Man setze in der Menopause doch leichter an und bekomme das Gewicht schwerer wieder runter – viele ihrer Kundinnen würden unter ähnlichen Problemen leiden. Also beschäftigt sich Wnendt weiter mit dem Thema. „Irgendwie zieht man Frauen, die ähnliche Probleme haben dann auch an“, lacht sie. Ihr Wissen will die Apothekerin weitergeben – also überlegte sie was man machen kann, um Frauen mit ähnlichen Problemen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Im März startet ihr Podcast „Die MenoBitch“ auf verschiedenen Kanälen. Gleichzeitig geht er auf ihrem Blog „Die Web-Apothekerin“ online, wo er auch im Textformat erscheint. „Eigentlich sollte er pünktlich zum Beginn der Fastenzeit starten“, erklärt Wnendt. Doch nicht nur die Fastenzeit begann – auch die Corona-Pandemie fand ihren Höhepunkt. „Eigentlich ein unmöglicher Zeitpunkt“, meint sie. Doch das Projekt war nun gestartet, also ging es weiter: Derzeit erscheint jeden Sonntag eine neue Folge, 22 Episoden sind mittlerweile online. „Das ist schon sehr viel Recherche, im Durchschnitt brauche ich insgesamt ungefähr zwei Tage für eine Folge“, berichtet die Apothekerin. Da es sich um ein Herzensprojekt handle, nutze sie vor allem ihre Freizeit für Skript-Erstellung, Aufnahme und Schnitt.

Ernährung und Achtsamkeit im Fokus

Im Podcast werden vier Kernaspekte behandelt: Neben der Ernährung spielt auch die Achtsamkeit und der Umgang mit sich selbst eine zentrale Rolle, ebenso wie die Darmgesundheit. Natürlich werden auch typische Wechseljahres-Themen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Hormone thematisiert. Wer nun denkt, dass es sich dabei um einen rosaroten Frauen-Podcast handelt – weit gefehlt: Denn Wnendt schreckt nicht davor zurück, mit der Pharmaindustrie abzurechnen und einen Blick hinter die Kulissen der Gesellschaft zu werfen. „Ich hinterfrage beispielsweise auch Empfehlungen, die uns durch Fachgesellschaften gegeben werden, und wage einen Blick über den Tellerrand“, erklärt sie. Dabei werden auch politische Themen oder gesellschaftskritische Bereiche nicht außen vor gelassen.

Lebensstil ändern statt Pillen schlucken

„Viele Beschwerden werden meiner Meinung nach von der Pharmaindustrie gemacht“, erklärt sie. In anderen Ländern sei die Menopause beispielsweise nicht derart stigmatisiert und präsent wie hierzulande. Ein großes Problem sei zudem die Sicht auf die Frau in der Gesellschaft: Während Frauen in der Menopause in anderen Ländern als weise angesehen werden, bekomme man hier das Gefühl vermittelt „keine ganze Frau“ mehr zu sein.

Deshalb setzt Wnendt bei Beschwerden in der Menopause auch eher auf Ernährungsumstellung & Co. statt auf Arzneimittel. „Das widerspricht sich gar nicht – auch wenn ich Apothekerin bin“, erklärt sie. Man könne viele Symptome bereits durch eine Änderung des Lebensstils lindern. „Ich merke jeden Tag aufs Neue, dass man sich immer wieder auf sich selbst fokussieren muss.“

Warum eigentlich ein Podcast?

„Es ist einfach das neuste Medium und wird gern angenommen. Viele nehmen sich dadurch eine kleine Auszeit.“ Auch Wnendt selbst ist leidenschaftliche Podcast-Hörerin. „Ich habe in dieser Zeit selbst viele Podcasts im Bereich Persönlichkeitsentwicklung gehört – das hat mir sehr gut getan.“ Außerdem spreche ein Podcast andere Sinne an als ein reiner Blog. „Es entstehen andere Bilder durch das Hören und man hat viel mehr das Gefühl mit den Zuhörern zu reden – es ist einfach persönlicher.“

Anfangs sei es schon etwas komisch gewesen, nun habe man sich aber daran gewöhnt. „Man verbessert sich stetig. Ich glaube, ich bin auch einfach etwas sanfter und gnädiger mit mir selbst geworden und nicht mehr so selbstkritisch.“ Man müsse sich einfach auch selbst mal Fehler verzeihen: „Ich bin ja kein Profi, da kann es auch passieren, dass ich mich mal verspreche – dann ist das eben so.“ Wichtig sei, dass man authentisch rüberkomme – und das sei nur möglich, wenn es eine Herzenssache sei.

Trennung von Podcast und Apotheke

Angst vor Kritik dürfe man mit so einem Projekt jedoch nicht haben. Doch bisher hat die Apothekerin nur positive Rückmeldungen erhalten. In ihrer Apotheke wirbt sie nicht aktiv für den Podcast. „Nur wenn es sich grade mal in der Beratung anbietet“, erklärt sie. Daher werden Podcast und Apotheke bisher weitestgehend getrennt gehalten. In Zukunft könnte sich Wnendt jedoch vorstellen, mehr für ihr Projekt zu werben, um ein noch größeres Publikum anzusprechen.

 

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