Die Giftkammer aus Cottbus Enrico Blasnik, 28.05.2016 16:32 Uhr
Auf dem Marktplatz in Cottbus steht ein grünes barockes Haus. Es hat einen Stadtbrand überstanden, ist mehr als 400 Jahre alt und überhaupt einzigartig im Land: Das Brandenburgische Apothekenmuseum. Die Besucher tauchen dort in die pharmazeutische Welt der letzten zwei Jahrhunderte ein. Am Ende des Rundgangs gibt es bei Bedarf den berühmten Cottbuser Sauwettertee.
Kurz vor dem Ende der DDR wurde das Museum gegründet. Zur Eröffnung am 1. Juni 1989 trug es noch den Namen „Niederlausitzer Apothekenmuseum“. Mit dem Namen wollte man den regionalen Bezug rund um Cottbus herstellen – zumal zahlreiche Exponate aus der unmittelbaren Umgebung stammen. Jedoch strömten die Besucher von überall her und die Exponate vermehrten sich, so dass den Mitgliedern des Museumsfördervereins nichts anderes übrig blieb, als es 2002 umzubenennen.
Auf dem Altmarkt – dem historischen und kulturellen Zentrum der Stadt – steht das grüne Haus mit der goldenen Aufschrift „Apotheke“, über dem Eingang hängt ein goldener Löwe. Gegenüber vom Museum strecken sich die Kirche St. Nikolai und der Gerichtsturm in den Himmel. Nebenan werden die beiden Geschäfte „Modeboutique Winkler“ und der „Uhrenservice Fiedermann“ geführt. Das „Wendische Museum“ liegt gleich um die Ecke: Es behandelt die Geschichte der Sorben, ein slawisches Volk, das sich über Jahrhunderte in Cottbus niedergelassen hat.
Im Museum entdecken die Besucher während ihres Rundgangs vier Ausstellungsräume: Im Vorderhaus beginnt die Ausstellung mit der Apothekenoffizin der Adler-Apotheke Pietz aus dem Jahr 1930. Schaukästen zeigen verschiedene Arzneimittelspezialitäten sowie Porzellan- und Glasgefäße. Im nächsten Raum ist eine Original-DDR-Apotheke aufgebaut. Das in der Offizin stehende und hängende Mobiliar stammt aus der Adler-Apotheke Fehrbellin aus den 1960er Jahren.
Feuerungsanlage, Trocknungsofen, Destillationsgeräte und Tinkturenpressen sind im Galenischen Laboratorium zu bestaunen. In solchen Räumen fertigten die Apotheker im Mittelalter die von den Ärzten verordneten Arzneien an. Die bauliche Anordnung des Laboratoriums wurde von den Museumsmitarbeitern originalgetreu nachgestellt.
Ein wahres Highlight ist die Gift- und Kräuterkammer: Hier wurden mehr als 200 Jahre lang unterschiedlichste Medizinaldrogen gelagert. Die Sammlung wird von exotischen Düften der Arzneipflanzen getragen und durch Schneidebretter, Stampfmesser und Zerkleinerungsmühlen komplettiert.
Nicht von ungefähr haben die Besucher am Ende des Rundgangs die Möglichkeit, im hauseigenen Kräuterladen Salbei oder Kamille zu kaufen und ausgewählte Teemischungen zusammenstellen zu lassen. Der Verkaufsschlager ist der Cottbuser Sauwettertee, ein würziger Kräutertee, der sich für die kalte Jahreszeit bei richtigem „Sauwetter“ zum Aufwärmen eignet.
Seit 2004 wechselt im Anbau des Apothekenmuseums eine Ausstellung: Dieses Jahr dreht sich unter dem Motto „Similia similibus curentur“ alles um die Geschichte der Homöopathie und des Arztes und Apothekers Samuel Hahnemann.
Der Verein zur Förderung des Brandenburgischen Apothekermuseums rund um die Museumsleiterin Annette Schiffner kümmert sich seit 20 Jahren um die Organisation und die Betreuung der Gäste. Der gemeinnützige Verein hat mehr als 120 Mitglieder – auch über die Stadt Cottbus hinaus. Die Apothekerkammer Bremen und Brandenburg unterstützen das Museum seit mehreren Jahren.
Führungen werden für kleine Gruppen jeweils Dienstags bis Freitags zwischen 11 und 14 Uhr angeboten, am Wochenende zwischen 14 und 15 Uhr. Man könne jederzeit kommen, sagt Schiffner, aber es wäre sinnvoll, sich vorher zu erkundigen, denn das einzige Apothekenmuseum in Brandenburg erfreut sich eines großen Zulaufs.