Viele naturwissenschaftliche und technische Berufe sind noch eindeutig von Männern dominiert. Der von der Bundesregierung ins Leben gerufene MINT-Pakt will das ändern. So fand auch eine junge Magdeburgerin den Weg zum Pharmaziestudium.
Ein bisschen orientierungslos sei sie als Jugendliche schon gewesen, räumt Anna Maria Rother ein. „Ich wusste während meiner Schulzeit überhaupt nicht, was ich nach meinem Abitur machen sollte. Dann gab es in der 11. Klasse im Gymnasium eine Informationsveranstaltung zum MINT-Projekt.“ Die Abkürzung steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Der 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufene Pakt will junge Frauen für Ausbildungen und Studiengänge in diesen vielfach männerdominierten Berufszweigen begeistern. Namhafte Firmen und Bildungsträger sind mit im Boot. Auch das Land Sachsen-Anhalt ist mit der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt dem Pakt beigetreten.
Kurzentschlossen meldete sich Rother für Orientierungsseminare an der Fachhochschule an. So recht überzeugt habe sie keine der vorgestellten Fachrichtungen. „Bis das Angebot kam, in einer Apotheke zu hospitieren. Eine Pharmazeutin, die gerade ihren Abschluss gemacht hatte, führte unsere Gruppe einen Nachmittag lang durch den Betrieb und erklärte uns genau die Abläufe“, erinnert sich Rother. „Sie konnte mir auch aus ihren frischen Erfahrungen heraus vom Studium erzählen. Da sprang sofort der Funke über.“
Mit ihrem Abiturschnitt von 1,0 hätten ihr alle Türen offen gestanden. Ohne den Blick hinter die Apothekenkulissen wäre die Wahl wahrscheinlich auf Medizin gefallen, meint Rother. Weder in der Verwandtschaft noch im Freundes- und Bekanntenkreis gebe es Pharmazeuten. „In einer Apotheke stehe ich als junger Mensch ja nur, um kurz ein Arzneimittel abzuholen. Die Abläufe im Hintergrund bleiben verborgen.“ Mittlerweile studiert sie Pharmazie im dritten Semester in Frankfurt/Main. Die Famulatur absolvierte sie im heimatlichen Magdeburg in der Sonnen-Apotheke von Dr. Lars Mohrenwieser. In der Rezeptur und im Labor sei es richtig spannend zugegangen, sagt sie. Hier sei sie mit ihrem besonderen Faible für Chemie voll auf ihre Kosten gekommen.
Doch nicht nur dort tummelte sie sich, erzählt Mohrenwieser. „Ich habe sie mit dem Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) und dem Neuen Rezeptur-Formularium (NRF) vertraut gemacht. Sie bekam auch die Erstversorgung in der Apotheke mit, etwa wenn ein Kunde mit einer Schnittwunde zu uns kommt.“ Und sie habe sich selbst in der Berufsberatung erprobt, beobachtete der Pharmazeut. „An zwei Tagen hatten wir eine aus Syrien stammende Abiturientin hier, die sich über die Arbeit der Apotheke kundig machte. Mit ihr hat sich Frau Rother gleich unterhalten.“
Rothers vorläufiges Resümee ist geradezu euphorisch. „Ich finde es so abwechslungsreich, was ich in der Apotheke alles machen kann“, sagt sie. Der intensive Patientenkontakt gefalle ihr sehr. „Die Arbeitstage verfliegen, weil es mir sehr viel Spaß macht.“ Auch die Atmosphäre im Team habe es ihr angetan. „Ich war beeindruckt, wie Herr Mohrenwieser mit seinen Kunden und Patienten umging“, bekennt die Studentin. „Auch vom Fachwissen der Mitarbeiterinnen war ich begeistert. Ich bin ja gerade erst im dritten Semester, eine PTA hat mich an ihren Erfahrungen gerade in der Rezeptur teilhaben lassen.“
Der Apotheker kann das Lob nur zurückgeben. „Frau Rother ist sehr wissbegierig, fleißig und hat eine gute Auffassungsgabe.“ Von berufsorientierenden Programmen wie MINT ist Mohrenwieser überzeugt. „Wenn junge Menschen die umfangreichen Arbeitsabläufe in einer Apotheke von innen heraus kennen lernen und etwas für die Naturwissenschaften übrig haben, dann kann sich daraus eine Berufsperspektive ergeben“, betont er. „Ich kann daher nur an unsere Kollegen appellieren, jede Chance zu nutzen, junge Menschen in die Apotheke zu holen.“ Er selbst gehe mit gutem Beispiel und Eigeninitiative voran: „Wir haben hier regelmäßig Pharmazie-, PTA- und Schülerpraktikanten.“
Vier Wochen hat Rother von ihrer Famulatur bereits abgeleistet. „Im März kehrt sie für die restlichen Wochen zurück“, sagt Mohrenwieser. Womöglich werde sie später als PhiP auf den Abschluss vorbereitet. Auch Rother denkt derzeit noch an eine Rückkehr in die Heimat. „Aber ich studiere noch drei Jahre in Frankfurt, da kann noch viel passieren.“
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