Permanente Selbstausbeutung

„Die Apotheke macht mich kaputt“

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Berlin -

Apotheker Heinz-Jürgen Waterkamp hat genug. Ende Juni wird er seinen Betrieb schließen. Die Gründe sind vielfältig. Der Standort habe sich in den vergangenen Jahren zum Schlechteren verwandelt, sagt der Inhaber der Rats-Apotheke in Velbert. Dazu kommen gesundheitliche Probleme. Ob der 64-Jährige kurz vor der Rente der drohenden Insolvenz entkommen kann, ist noch offen.

Waterkamp übernahm die Apotheke 1990. Seit etwa sechs Jahren gehe es bergab, sagt er. Arztpraxen machten dicht und verlagerten sich. Daraufhin musste er einen Approbierte:n einsparen, Not- und Nachtdienste komplett übernehmen und in Krankheits- und Urlaubsfällen Vertretungen bezahlen. „Ich habe gedacht, dass ich noch bis zur Rente durchhalten kann.“ Doch es kam anders.

Im vergangenen Jahr schloss der Edeka um die Ecke und der letzte Hauptverordner sei weggefallen. „Das war der Todesstoß.“ Dazu sei er erkrankt und müsse Arzneimittel mit starken Nebenwirkungen einnehmen. „Meine Kräfte schwinden.“ Als ein Bandscheibenvorfall und eine Corona-Infektion dazu kamen, entschloss er sich, einen Schlussstrich zu ziehen. „Die Apotheke macht mich kaputt. Vor 20 Jahren hätte ich mir einfach einen neuen Standort gesucht.“

An einen Nachfolgerregelung sei nicht zu denken, sagt Waterkamp. „Unter diesen Bedingungen will den Laden keiner mehr.“ Interessenten habe es zwar gegeben, aber die betriebswirtschaftliche Situation gebe einen Fortbestand einfach nicht her. Die Kundenzahl habe sich halbiert. Dazu seien die Lockdowns gekommen. „Für uns Apotheken ist die Laufkundschaft weggefallen. Die Ärzte haben finanzielle Hilfen bekommen. Wir nicht.“

 

Im Frühjahr sei die Entscheidung zur Schließung gefallen. „Ich weine dieser Tätigkeit keine Träne nach.“ Apotheker sei er immer gerne gewesen. Aber die heutige Tätigkeit mit der völlig überzogenen Bürokratie und dem „unsinnigen Preiskampf“ der Vor-Ort-Apotheken habe damit nichts mehr zu tun.

Auch die Kunden hätten sich in den vergangenen Jahren – vielleicht wegen der Rabattschlachten – geändert. „Wo früher nach meiner Empfehlung gefragt wurde, wird jetzt nur das billigste verlangt. Das hat sich der Berufsstand aber selbst zuzuschreiben. Darauf habe ich keine Lust mehr.“ In der Bevölkerung sei keine Wertvorstellung für Arzneimittel vorhanden. Auch die Reaktion auf seinen Abschiedsbrief an die 550 „1-A-Kunden“ sei erschreckend gewesen. „Wir müssen uns noch Vorwürfe anhören, weil sie sich jetzt eine andere Apotheke suchen müssen.“

Waterkamp ist momentan mit der Abwicklung beschäftigt. „Das ist sehr anstrengend.“ Noch sei unklar, ob er Insolvenz anmelden muss oder „glimpflich“ davonkommt. „Die Verhandlungen laufen. Das geht jetzt seit Monaten.“ Es gebe gefühlt 100 Sachen, die abzumelden seien. Dennoch verlässt Waterkamp die Apothekenlandschaft „mit einem lachenden und weinenden Auge“. Besonders für die jungen Kolleg:innen wünscht er sich, dass sie besser Erfahrungen machen, als er.

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