Google arbeitet an einer elektronischen Kontaktlinse für Diabetiker: Die Sehhilfe soll Blutzucker-Werte messen und den Träger bei Schwankungen warnen. Das Projekt des Internetkonzerns befindet sich noch in einem frühen Stadium. Das deutsche Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme hatte an einem ähnlichen Projekt gearbeitet.
Die Entwickler aus dem Forschungslabor Google X testen einem offiziellen Blogeintrag zufolge Prototypen einer Kontaktlinse, bei der zwischen zwei Schichten ein Glukosesensor sowie ein Miniatur-Funkchip integriert sind. Die Linse messe die Glukose-Werte in der Tränen-Flüssigkeit jede Sekunde.
Die Kontaktlinse solle die Daten an eine begleitende Smartphone-App funken. Chip und Sensor seien so winzig wie Glitzer-Partikel und die Antenne dünner als das menschliche Haar. Es werde auch erwogen, für Warnsignale Mikro-LEDs direkt in die Linse zu integrieren, hieß es.„Mit dieser Technologie stehen wir ganz am Anfang, aber wir haben bereits mehrere klinische Studien abgeschlossen“, schreiben die Entwickler. Man sei bereits in Gesprächen mit der US-Arzneimittelbehörde, „aber es liegt noch ein langer Weg vor uns“, räumen die Autoren ein. Google wolle sich dafür in dem Bereich erfahrene Partner suchen, die Zugang zu der Technologie bekämen.
Das Fraunhofer-Institut hatte 2012 von einem ähnlichen Projekt für eine Kontaktlinse mit Sensor und Funkchip berichtet. Der Biosensor solle die Glukose-Werte in Schweiß oder Tränenflüssigkeit messen.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Technologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Professor Dr. Lutz Heinemann, begrüßte Googles Pläne: „Es ist eine sehr interessante Idee. Google mit seinem technologischen Know-how ist sehr willkommen als ein Unternehmen, das die Entwicklung in diesem Bereich vorantreiben kann.“ Geklärt werden müsse unter anderem noch, inwieweit akute Unterzuckerungen über die Tränenflüssigkeit schnell erkannt werden könnten. Die Arbeitsgemeinschaft sei bereit, Google zu unterstützen.
Bei Google X forschen Wissenschaftler nach Technologien für die Zukunft. Neben der Datenbrille Google Glass stammt aus den Labors zum Beispiel ein Projekt für den Internet-Zugang in abgelegenen Regionen mit Hilfe großer Ballons. Google forscht außerdem seit Jahren an selbstfahrenden Autos und startete im vergangenen Jahr ein groß angelegtes Roboter-Projekt.
APOTHEKE ADHOC Debatte