Immer mehr Deutsche reisen für Operationen oder Kuren ins Ausland – doch auch Deutschland wird bei Medizintouristen aus anderen Ländern zunehmend beliebter. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 70.000 ausländische Patienten nach Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt das Beratungsunternehmen Diplomatic Council, das die weltweiten Reiseströme mit medizinischen Gründen untersuchte.
Die Patienten, die im vergangenen Jahr nach Deutschland reisten, kamen aus 163 verschiedenen Ländern, vor allem jedoch aus der Europäischen Union: 11 Prozent aus den Niederlanden, 10 Prozent aus Spanien und jeweils 8 Prozent aus Österreich und Polen. Deutschland ist bei den Medizintouristen beliebt – es liegt zentral in Europa und die EU-Mitgliedschaft erleichtert die Reisen.
Die meisten Patienten unterziehen sich in Deutschland kardiologischen, onkologischen oder orthopädischen Behandlungen. Laut Diplomatic Council locken vor allem neue Behandlungsmethoden und das relativ niedrige Preis-Leistungsverhältnis Patienten an. Für die nächsten Jahre rechnen die Experten mit einer ansteigenden Reisewelle.
Dafür müssten sich die Krankenhäuser allerdings noch rüsten: Zur Zeit seien die Wartezeiten zu lang und der Komfort zu gering, nur wenig Ärzte verfügten über ausreichende Englischkenntnisse und die Bedürfnisse verschiedener Religionen würden zu wenig beachtet, kritisiert eine Diplomatic Council-Expertin. Das Entwicklungspotenzial sei groß: Nach Jordanien reisten 2012 250.000 Patienten, nach Singapur sogar 600.000.
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