Deutscher Arzt im Kongo: Im Schutzanzug gegen Ebola dpa, 02.12.2018 09:33 Uhr
Bei der Ebola-Epidemie im Kongo ist kein Ende abzusehen. Das Virus könnte auf Nachbarländer übergreifen. Ein deutscher Arzt kämpft vor Ort gegen die Seuche – bei tropischem Klima und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Die bewaffneten Konflikte im Osten des Kongos machen die gefährliche Ebola-Epidemie in der Region kaum kontrollierbar. Weil die betroffene Provinz Nord-Kivu einer Bürgerkriegsregion gleiche, seien viele Gegenden mit Ebola-Patienten für Helfer nicht zugänglich, sagte ein deutscher Mediziner der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF).
Bei feuchter Hitze im Schutzanzug: Der Würzburger Tropenmediziner Christian Kleine kämpft im Osten des Kongos an vorderster Front gegen die Ausbreitung des lebensgefährlichen Ebola-Virus. Er arbeitet unter maximalen Schutzvorkehrungen in einem Ebola-Transitzentrum für die MSF in der Stadt Beni. „Das Tragen des Schutzanzuges ist in der prallen Hitze des Kongos nicht länger auszuhalten als eine Stunde“, schilderte der 42-jährige Arzt. „Angenehm ist es nur, wenn man im Schutzanzug steckt und es regnet.“
Das An- und Ablegen des Schutzanzuges in den dafür vorgesehenen Schleusen folge einem genauen Protokoll. „Beim Ausziehen besteht die Gefahr, dass man sich selbst kontaminiert“, sagte Kleine. Er fürchte jedoch nicht, sich versehentlich anzustecken, denn der Monat für MSF in Beni sei bereits sein dritter Einsatz bei einer Epidemie eines hämorrhagischen Fiebers in Afrika.
Normalerweise arbeitet er an der Missioklinik Würzburg. Das Transitzentrum ist provisorisch auf einem Fußballfeld errichtet worden, um die Ebola-Behandlungszentren zu entlasten. „Wir haben Mitte November angefangen mit 16 Betten, dann 32, jetzt haben wir aktuell 48 Betten“, schilderte Kleine. Viele Patienten kämen mit Ebola-ähnlichen Symptomen, Tests ergäben dann aber häufig, dass es sich um andere Erkrankungen wie etwa Malaria handle. Die Ebola-Epidemie sei weiterhin nicht unter Kontrolle, sagte Kleine.
Weil die betroffene Provinz Nord-Kivu einer Bürgerkriegsregion gleiche, seien viele Gegenden mit Ebola-Patienten für Helfer nicht zugänglich. „Wir sehen daher immer wieder neue Infektionsketten, von denen wir nicht wissen, wie sie zustande gekommen sind“, sagte er. Wegen der Sicherheitslage sei es häufig nicht möglich, die Kontakte erkrankter Patienten zurückzuverfolgen. Man könne daher keine Prognose abgeben, bis wann die Epidemie unter Kontrolle sein werde. In der rohstoffreichen Provinz Nord-Kivu kommt es immer wieder zu Kämpfen, weil dort mehrere Milizen und Rebellengruppen aktiv sind. Den Gruppen geht es meist um die Kontrolle über die Bodenschätze.
Der Ebola-Ausbruch ist die zehnte Epidemie im zentralafrikanischen Kongo. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge handelt es sich inzwischen um die zweitschwerste Ebola-Epidemie der Geschichte. Seit August haben sich Behördenangaben zufolge 426 Menschen mit Ebola infiziert, 245 Menschen starben an der Erkrankung. Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Bei einer Epidemie 2014/2015 starben in Westafrika mehr als 11.000 Menschen. Infizierte können das nach einem kongolesischen Fluss benannte Virus über Körperflüssigkeiten wie Blut und Schweiß oder Erbrochenes übertragen.
Kleine erklärte, ein Vorteil des Transitzentrums sei es, dass dort alle Patienten kostenlos behandelt würden – nicht nur jene, bei denen Ebola-Tests positiv ausfielen. Das entlaste die völlig überforderten örtlichen Gesundheitsstrukturen, die viele Patienten mit anderen Krankheiten nicht mehr behandeln könnten. „Die Menschen sterben ja nicht nur an Ebola, sondern auch wegen Ebola“, sagte Kleine. Einer der härtesten Momente der Arbeit sei es, wenn erkrankte Patienten von ihren Familienmitgliedern getrennt werden müssten. „Das ist immer wieder traurig mit anzusehen. Aber die Isolation der Patienten gehört einfach dazu, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden.“
Die Patienten im Transitzentrum werden auf Ebola getestet und dann nach 48 Stunden entweder entlassen oder in das Behandlungszentrum verlegt. Kleine sagte, im Gegensatz zu dem verheerenden Ebola-Ausbruch in Westafrika, bei dem er 2014 ebenfalls für MSF in Liberia im Einsatz gewesen sei, sei der Hilfseinsatz in der Provinz Nord-Kivu „sehr schnell angelaufen“ und funktioniere gut. Für MSF seien derzeit rund 100 Mitarbeiter im Kampf gegen Ebola im Einsatz. Viele von ihnen bemühten sich auch um die Aufklärung der Bevölkerung zur Prävention. In Nord-Kivu haben den Behörden zufolge inzwischen gut 37.000 Menschen einen experimentellen Ebola-Impfstoff erhalten. Der WHO zufolge besteht weiter das Risiko, dass die Epidemie auf Nachbarländer übergreifen könnte – etwa Uganda oder Ruanda.