Apothekerin aus Colbitz ermutigt Kolleg:innen

„Der Protest muss Präsenz bekommen“

, Uhr
Berlin -

Anne-Kathrin Haus, Inhaberin der Corvinus-Apotheke in Colbitz in Sachsen-Anhalt, macht sich stark für die Apothekerschaft auf dem Land. Für den geplanten Protesttag am 14. Juni konnte sie schon viele ihrer Kolleg:innen im Notdienst- und Bekanntenkreis motivieren, sich zu beteiligen. Die Planung einer Aktion ist bereits in vollem Gange.

„Ich konnte nicht tatenlos bleiben und habe deshalb meine Kolleg:innen im Umkreis und auch befreundete Apotheker:innen inständig gebeten, sich an diesem Protest zu beteiligen. Das hat bisher ganz gut geklappt.“ Zunächst hat Haus ein Anschreiben per E-Mail geschickt, welches inzwischen auch weiterverbreitet worden sei. „Ich weiß, dass viele Kolleg:innen erstmal so vorgehen, um einen ersten Kontakt herzustellen.“

Unentschlossenheit auf den Grund gehen

„Die Rückmeldungen sind zum großen Teil sehr positiv. Es sieht also wirklich gut, dass sich die Dörfer hier geschlossen zusammentun. Ich hab auch den Eindruck: Wenn man immer mal wieder versucht, mit den Kolleg:innen ins Gespräch zu gehen, die vielleicht noch unschlüssig sind, und sie erinnert, wie unser Alltag momentan tatsächlich auszieht und ihnen die Gründe für einen Protest vor Augen führt, denken manche doch nochmal drüber nach und lassen sich ermutigen.“

In den nächsten Tagen möchte die Inhaberin nach und nach nochmal mit den letzten Zweiflern oder gar Gegner Kontakt aufnehmen. „Mich interessiert, wo genau die Zweifel liegen. Ich finde, hier ist ein Zusammenfinden besonders wichtig, um an dieser Stelle nochmal bedacht aber auch mit dem nötigen Nachdruck Klarheit zu schaffen, wie wichtig diese Aktion für uns alle ist. Wir müssen nicht nur der Bevölkerung, sondern vor allem der Politik zeigen, was es heißt, wenn wir als Apotheke vor Ort nicht mehr da sind. Das muss jetzt verstanden werden. Hinterher ist es zu spät. Wir haben jetzt die einmalige Chance zu zeigen, dass wir alle zusammenstehen!“

Haus sieht im Übrigen keinen einzigen ihrer Mitstreiter als Konkurrenten an, sondern in der Tat als Kollegin oder Kollege. „Die Konkurrenz wartet jenseits der deutschen Grenzen und aus diesem Grund müssen wir gemeinsam für unsere Interessen eintreten um die Apotheke vor Ort, so wie wir sie kennen, zu schützen.“

Wir müssen der Regierung geschlossen zeigen, dass wir nicht weiter ein Spielball sind und unsere Arbeit Wertschätzung, sowie eine angemessene Vergütung verdient!

Aktuell steckt Haus voll in der Planungsphase der Protestaktion. Klar ist auf jeden Fall eins: Die Apotheken bleiben zu. Vor Ort wird niemand sein. „Im Umkreis haben zwei Apotheken Notdienst, die die Versorgung sichern. Parallel sind wir dabei, unserer Patient:innen zu informieren.“

Man wolle sich eventuell auf dem Marktplatz von Colbitz versammeln. „Da wird einiges los sein. Es ist eben auch gerade Markttag am Mittwoch. Wir möchten Protestkarten verteilen und mit den Menschen aktiv ins Gespräch gehen und erfahren, wie genau sie um die Situation der Apotheken wissen, was sie vom politischen Umgang halten und wie sie den Protest empfinden.“

Wir alle sind wichtig für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung. Wir sind niedrigschwellige Anlaufstellen für unsere Patienten und Patientinnen und versorgen sie unter katastrophalen Bedingungen!

Mit dem Großhändler Noweda hat Haus Banner mit dem Motiv zu „Karl, lass das Licht an“ gedruckt. Diese werde man in den nächsten Tagen in der Umgebung aufhängen. Die Erlaubnis dazu sei da. „Der Protest muss eine richtig eindringliche Präsenz bekommen.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Neues Gebäude für Antikörper-Wirkstoff-Konjugate
Söder: Spatenstich bei Daiichi Sankyo
Mehr aus Ressort
Aus für Traditionsapotheke
Abriss-Baustelle gab Apotheke den Rest

APOTHEKE ADHOC Debatte