Bürokratie und Gewinnorientierung

„Der Markt treibt die Pharmazie in den reinen Handel“

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Berlin -

Gleich zwei Apotheken übernahm Abdulhadi Droubi zum 1. Juni: Die Sonnen- und die Elsava-Apotheke in Elsenfeld – inklusive des gesamten Personals. Auch die beiden ehemaligen Inhaber Reinhard und Irene Mütterlein werden weiterhin in Teilzeit in den Apotheken aushelfen. Doch trotz der Freude kann der neue Chef nicht ganz sorgenfrei in die Zukunft blicken: Fachkräftemangel, die zunehmende politische Fokussierung auf die Gewinnmarge statt auf Beratungsqualität und die immer weiter ausufernde Bürokratie stellten erhebliche Herausforderungen für die Branche dar.

Seit 2015 ist der gebürtige Syrer in Deutschland. Sein Pharmaziestudium hat er in Jordanien abgeschlossen, anschließend leitete er in Syrien für wenige Monate seine erste eigene Apotheke. Bis alle notwendigen pharmazeutischen Zertifikate durch Examen in Deutschland anerkannt waren, vergingen insgesamt fünf Jahre. Diese Zeit nutzte Droubi auch, um die Sprache zu lernen. Während der Pandemie arbeitete er unter anderem in Impfzentren, anschließend leitete er eine Filiale in Cottbus.

Papierkram vor Beratung

Zwei Apotheken gleichzeitig zu managen, ist eine neue Erfahrung für den Apotheker. Es sei viel Arbeit, erzählt er. Der aktuelle Kurs der Politik würde das eher erschweren als vereinfachen. „Stellen Sie sich vor, nur eine Nummer in einer Akte zu sein, die ein Medikament auf eine bestimmte Weise einnehmen muss. Der Markt treibt die Pharmazie in den reinen Handel, ohne Rücksicht auf die Beratungsqualität“, sagt Droubi.

Um Fehler zu vermeiden, seien Apothekenmitarbeiter mehr mit Papierkram beschäftigt als mit guter Beratung, kritisiert der Apotheker. „Um einem Patienten Insulin zu liefern, muss man überlegen, welcher Großhändler unter welchen Bedingungen aktuell das beste Angebot hat“, führt der er als Beispiel an.

Wenn der Fokus nur auf dem Profit liege, leide die Qualität darunter. Ohne angemessene Bezahlung würden aber gut ausgebildete Mitarbeiter nicht bleiben und die Apotheken müssten mit der Zeit schließen. Das Gesundheitsministerium müsse eine Balance finden: Es müsse nicht so viel Geld wie in Pandemiezeiten eingespeist werden, aber es dürfe eben auch keine Sparmaßnahmen auf Kosten der Patienten gemacht werden. „Kapitalismus darf im Gesundheitswesen nicht uneingeschränkt gelten“, fordert der Apotheker.

Fachkräftemangel

Ein weiteres großes Problem, mit dem die Apotheken konfrontiert sind, ist der Fachkräftemangel. „Dabei spielen die wirtschaftliche Situation und daraus resultierende oft schlechte Bezahlung natürlich eine Rolle“, so Droubi.

Wenigstens muss sich der Apotheker um neues Personal vorerst aber weniger Gedanken machen. Denn: Droubi übernimmt in beiden Apotheken auch alle Mitarbeiter. Sogar inklusive der beiden ehemaligen Inhaber. Diese werden ihre jahrelangen Erfahrungen zukünftig als Mitarbeiter in Teilzeit mit einbringen. Insgesamt arbeiten in beiden Apotheken zusammen zehn Apotheker:innen, neun PTA und zwei PKA.

Trotz aller Schwierigkeiten blickt der Apotheker zuversichtlich in die Zukunft. Er kann sich vorstellen, noch weitere Betriebe zu übernehmen, sagt er auf Nachfrage. „Aber mit viel Vorsicht.“

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