Der jüngste Apotheker von Trier Silvia Meixner, 09.07.2018 15:07 Uhr
Der Neue in der West-Apotheke, dieser junge, freundliche Herr, das ist der Apotheker. Wirklich. Christoph Angele hat gerade seine erste Apotheke übernommen. Mit 29 Jahren ist er der jüngste selbstständige Apotheker in Trier. Neben der Pharmazie hat es ihm auch die Lokalpolitik angetan.
„Ich bin in der Apotheke aufgewachsen, denn meine Mutter ist auch Apothekerin“, erzählt Angele. Der Berufswunsch stand für ihn deshalb schon früh fest. „Wir sind die Kümmerer für kleine Probleme, das hat mich in der Offizin immer fasziniert.“ Nach dem Studium in Freiburg kehrte er gern wieder in seine Stadt zurück. „Ich habe drei Jahre die Apotheken meiner Mutter geleitet und viel gelernt.“
Da lag der Wunsch nach einer eigenen Offizin nahe. „Ich habe eher zufällig davon erfahren, dass die vorherigen Pächter nach 22 Jahren in den Ruhestand gehen möchten“, sagt er. Eine gute Gelegenheit. „Eine Pacht-Apotheke ist für mich ein guter Start“, so Angele. „Für einen jungen Apotheker ist es perfekt, denn man geht kein großes Risiko ein, ist quasi Inhaber auf Probe. Leider gibt es nur sehr wenige Pachtapotheken.“
Nach vier Jahren Filialleitung fühlt sich der 29-Jährige fit für die große Verantwortung, die vier Mitarbeiter seines Vorgängers hat er mit übernommen und auch seine Mutter unterstützt ihn am Anfang. „Ich arbeite sehr gerne mit Menschen, Kundenkontakt ist für mich wichtig.“ Schaut man auf den Facebook-Account von Angele, bekommt man das Gefühl: Dieser Start kann gar nicht schief gehen! „Trier West hat mich super aufgenommen!“, postet der Apotheker, der seinen Start mit einer 10-Prozent-Rabattaktion feiert. Viele Freunde wünschen Glück, loben die Rampe und freuen sich über den neuen Mann in der Offizin. Einer postet: „Lieber Christoph, herzlich willkommen in Trier-West und alles Gute zum Start. Du wirst sehen, Trier-West ist ein besonders liebenswerter Stadtteil, in dem alle und jeder herzlich willkommen ist.“
Parallel zu seiner Arbeit in der Apotheke engagiert sich Angele auch in der Politik, ist stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Union. „Es ist manchmal zeitlich schwierig, Politik und Apotheke zu vereinen. Aber wenn etwas Spaß macht, ist es keine Belastung.“ Seine Philosophie: „Wenn man sich nicht politisch engagiert, kann man auch nicht mitentscheiden. Ich möchte gern in Trier etwas kommunal bewegen, bin bei der Jungen Union, seitdem ich 16 Jahre alt bin.“ Nur während des Studiums machte er eine Pause, jetzt ist er wieder voll dabei.
In Sachen Apotheke gibt es politisch zwar nicht viel zu tun, die Möglichkeiten in der Lokalpolitik sind begrenzt. „Vor Ort ist es ziemlich schwierig, Gesundheit ist Bundes- beziehungsweise Länderpolitik.“ Wenn er dem politischen Berlin etwas mitteilen dürfte, dann dies: „Wir leben in schwierigen Zeiten und ich möchte die Politiker daran erinnern, dass wir Apotheker eine wichtige Säule im Gesundheitssystem sind. Im Gegensatz zu den Ärzten sind wir nicht laut genug. Die Apotheker kommen als Gesundheitsversorger in dem ganzen System einfach viel zu kurz.“ Zwar seien sich viele seiner Kunden dieses Stellenwerts bewusst, aber: „Von der Politik wird das viel zu wenig wahrgenommen.“
Seine Pläne für sein erstes Jahr in der West-Apotheke: „Ich arbeite mich gerade ein, wir planen derzeit nur ein paar Neuerungen.“ Mehr Werbung möchte er machen, er setzt dabei auf altbewährte Flyer und Social-Media-Aktivitäten. Auch die Website soll überarbeitet werden. Und für seinen Botendienst möchte er die Werbetrommel rühren: „Den gibt es zwar immer schon, aber viele Menschen wissen es einfach nicht.“ Fast 70 Prozent der Kunden sind Stammkunden, viele ältere Menschen kommen seit vielen Jahren, viele junge Familien sind die Kunden von morgen. „Wir haben einen Kinderarzt im Haus“, sagt Angele. Demnächst gibt es auch eine Bestell-App. „Wir haben viele telefonische Vorbestellungen und wollen als Service die elektronischen Bestellwege ausbauen.“
Manche Kunden fragen, wo der „alte“ Apotheker sei. Dann erfahren sie, dass er den wohlverdienten Ruhestand genießt. Dass der „Neue“ trotz seiner jungen Jahre quasi Pharmazie-Erfahrung seit Kindertagen hat, behält er für sich. Gemeinsam mit seinem Team will der jüngste Apotheker von Trier mit Kompetenz und Freundlichkeit überzeugen.