Kabarett-Auftritt

Der Apotheker in Strapsen

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Berlin -

Wenn man als eingetragener Kaufmann Theuerkauf heißt, braucht man schon Humor – den hat Apotheker Pierre Theuerkauf auf jeden Fall. Seit 25 Jahren bespaßt der Inhaber der Egelsbach-Apotheke gemeinsam mit seiner Frau den gleichnamigen Ort zur Fastnacht. Nun hat er seine Entertainment-Qualitäten auf eine neue Ebene gehoben: In einem Zirkuszelt, vor 550 Zuschauern hat er eine zweistündige Kabarettshow abgeliefert – am Klavier und in Strapsen. Und das für einen guten Zweck.

Theuerkauf hat sich wahrlich einen Namen gemacht im Ort. Das erkennt man nicht zuletzt daran, dass seine Show drei Monate im Voraus ausverkauft war. Ein ganzes Zirkuszelt hat er damit gefüllt, das eigentlich für ein Schulprojekt im Ort stand. „Die Grundschule hat hier alle vier Jahre ein Zirkusprojekt, bei dem sie Kunststücke üben und so weiter“, erklärt er. „Abends ist das Zelt dann leer, da hat man uns gefragt, ob wir das nicht mit einer Show füllen wollen.“

Gesagt, getan – oder auch nicht, denn eine abendfüllende Show schüttelt man sich nicht so einfach aus dem Ärmel. Zum Glück ist Theuerkauf erfahren: Mit seiner Frau liefert er jedes Jahr zur Fastnacht eine 20-minütige Kabarett-Einlage ab. „Da haben wir gesagt, wir machen eine Art Best Of der vergangenen 25 Jahre und versuchen da einen roten Faden reinzubringen.“ Doch das musste geübt werden: Zwei Monate haben die beiden für den großen Auftritt geprobt. „Da ist es natürlich schön, wenn man das mit seiner Frau macht, dann kann man auch spontan mal abends eine Stunde üben.“ Ihr Repertoire reicht dabei von Bodo Wartke über Daniel Helfrich bis Chris Böttcher. „Wir haben allerdings versucht, da etwas Lokalkolorit reinzubringen, manchmal sogar die Texte leicht verändert.“

Und dann war da natürlich noch das Outfit: „Als wir aufgetreten sind, war gerade das Finale von Germany‘s Next Topmodel, da wollten wir uns natürlich anpassen“, sagt er. „Außerdem ist der Apotheker in Strapsen natürlich spektakulärer. Das ist ein starkes Bild, das für zusätzliche Lacher sorgt – es hat halt eine ganz andere Wirkung, wenn man im Ort weiß, dass das der Apotheker ist, der da in Strapse tanzt.“ Dabei war er zu Beginn der Show noch – mehr oder weniger – normal angezogen, erst nach einem Kostümwechsel zeigte er sich in aufreizender Spitze. Der Gag dahinter: Mann und Frau gehen sich umziehen – und verwechseln die Kleidung.

Die Lacher hatten die beiden damit auf ihrer Seite. „Das Feedback war super, aber die Leute kannten uns ja auch schon“, sagt er. Auch Kunden haben ihn schon auf den Auftritt angesprochen: „Es gab welche, die mir im Scherz gesagt haben: ‚Ich kann nicht mehr in die Apotheke kommen, ich kriege das Bild mit den Strapsen nicht mehr aus dem Kopf.‘“ Eine kostenfreie Show war der Auftritt allerdings nicht: Zehn Euro kostete ein Ticket für den Abend, das Geld wurde abzüglich der Zeltmiete komplett an die Grundschule gespendet. Strapsen für den guten Zweck sozusagen. Das bedeutet aber nicht, dass er das jetzt öfter machen wird. „Das war eine einmalige Sache und das sollte sie auch bleiben“, sagt er. „Das ist schon sehr aufwendig und ich hab ja auch noch eine Apotheke, die ich betreiben muss.“

Auch dort hat Theuerkauf allerdings schon mehrfach bewiesen, dass er sich und seinen Berufsstand mit Humor nimmt. „Man liest ja so viel Jammerei“, erklärt er. „Wir versuchen da immer, ein bisschen anders zu sein, aufzufallen – aber eben auf witzige Art.“ Als DocMorris beispielsweise gezielt gegen Vor-Ort-Apotheken geworben hat, beließ es Theuerkauf nicht bei Empörung, sondern setzte ein Video entgegen, in dem er die DocMorris-Kampagne auf die Schippe nimmt.

Auch im Ort machte er regelmäßig gute Werbung für den Apothekerberuf: Seit über zehn Jahren lädt er Kindergartengruppen in seine Offizin ein, damit die Kleinen das Berufsbild des Apothekers kennelernen. „Die Kinder sollen dabei unsere Apotheke kennenlernen. Und zwar nicht nur als einen Ort, an den man geht, wenn man krank ist.“ Durch Berührung mit Pflanzenteilen bekämen die Kleinen einen Bezug zur Natur. „Für die Kinder ist das immer wieder ein tolles Erlebnis, von dem sie uns auch nach Jahren noch berichten. Und auch unseren Mitarbeitern bringt es Freude, ihnen einen Einblick in unseren spannenden Beruf zu geben.“

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