Der Apotheker, der Menschen das Sterben erleichtert APOTHEKE ADHOC, 26.02.2019 11:43 Uhr
Am Ende des Lebens wünschen sich Schmerzpatienten oft nur noch ein paar Tage oder Stunden ohne Schläuche und Spritzen. Der Fuldaer Apotheker Rainer Brosig hat ein Notfallset für die häusliche Anwendung von nasalem Fentanyl entwickelt. Die Deutsche Palliativ Stiftung hat ihn und sein Team jetzt dafür geehrt.
Angehörige bedanken sich oft bei ihm, dafür, dass er den Patienten das Sterben ein bisschen schmerzfreier ermöglichen konnte. „Am Lebensende leiden die Patienten oft unter Atemnot, die mit Todesängsten einhergeht“, sagt er, „die kann man mit dem Spray wunderbar behandeln.“ Die sogenannte Rasselatmung oder das Todesrasseln ist eine geräuschvolle Atmung von Sterbenden in den letzten Stunden oder Tagen vor dem Tod. Bis zu 92 Prozent der sterbenden Menschen leiden an Rasselatmung.
Seit 25 Jahren engagiert Brosig sich für die Palliativpharmazie. Damals eröffnete in Fulda eine Praxis für Anästhesie- und Schmerzmedizin. Der Arzt Thomas Sitte ist einer von acht Stiftern, die 2010 die Deutsche Palliativ Stiftung ins Leben riefen. Die Mitglieder setzen sich für die Verbesserung der Hospizarbeit und Palliativversorgung für schwerkranke und sterbende Menschen in Deutschland ein.
Die Stiftung begründet die Ehrung unter anderem mit dem Erfolg von nasalem Fentanyl als Rezepturarzneimittel. Sogar schwerste Atemnot und heftigste Schmerzen bei Sterbenskranken könnten damit zu Hause und in Heimen gelindert werden.
„Palliativmediziner werden meistens am Wochenende gerufen, wenn der Allgemeinarzt sagt, dass es ihm jetzt zu viel ist“, erzählt Brosig. Seine Apotheke versorgt Patienten im Umkreis von rund 50 Kilometern. „Kleinere Apotheken haben ein Fentanylspray in der Regel nicht vorrätig.“ Rund 20 Sets werden pro Woche in Brosigs Marien-Apotheke hergestellt.
„Als wir vor 25 Jahren damit angefangen haben, gab es nur Versuche mit Fentanyl-Ampullen, die waren aber viel zu schwach“, erinnert sich Brosig. Für Apotheker, die das Notfallset herstellen möchten, hat er online die Rezeptur auf einer Website aufgeschrieben (das Passwort gibt es über die Marien-Apotheke). „Es ist leicht herzustellen, wenn man alles vorrätig hat.“
Der Apotheker freut sich über die seit Jahren funktionierende Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheker. Seit einiger Zeit ist Sitte auch in der Kinderhospiz-Palliativversorgung tätig. Kurz vor Weihnachten wurde eine Zweigstelle in Fulda eröffnet. Jungen Medizinern, die Fragen zum Thema haben, wird häufig geraten, doch Apotheker Brosig zu kontaktieren. Der kenne sich gut aus und helfe gern. „Fragen Sie den Brosig!“, hören die jungen Kollegen. Wenn der Apotheker das erfährt, freut er sich über das Kompliment.