Neurodegeneration

Demenz: Software deckt Versorgungslücken auf

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Berlin -

Eine neue Software kann die häusliche Versorgung von Menschen mit Demenz verbessern. Greifswalder Forscher haben ein computergestütztes Verfahren entwickelt, das individuelle Lücken in der Versorgung von Patienten aufdecken soll. Den Wissenschaftlern vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zufolge können durch die Software 85 Prozent mehr Versorgungslücken erkannt werden als bei einer händischen Erfassung.

Die Software wird bereits seit Januar 2013 in Mecklenburg-Vorpommern getestet. Die Untersuchungen sind Bestandteil von „DelpHi-MV“ – einer wissenschaftlichen Studie zu neuen Ansätzen in der häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz. Bislang nehmen mehr als 125 Hausärzte und über 480 Patienten an der Studie teil.

Bei der Erfassung von Versorgungslücken werden die Studienteilnehmer von speziell geschulten Pflegefachkräften, den „Dementia Care Managern“ (DCM) unterstützt. Diese befragen die Patienten und protokollieren etwa gesundheitliche Beschwerden, Medikation, die Häufigkeit von Arztbesuchen und eventuelle Bevollmächtigte. Die Betreuung erfolgt mindestens über ein halbes Jahr im Rahmen regelmäßiger Hausbesuche.

Auf diese Weise sollen die Betreuungsmanager systematisch den individuellen Versorgungsbedarf auf ärztlicher, pflegerischer, medikamentöser, psychosozialer und sozialrechtlicher Ebene erfassen. Die DZNE-Forscher verglichen zwei Patientengruppen: In der einen wurden Fragebögen manuell ausgefüllt, in der anderen mit dem neuen Interventions-Management-System (IMS). Die Daten wurden direkt auf einem Tablet-PC eingegeben.

Das Computerprogramm erstellte daraufhin konkrete Handlungsempfehlungen für den Hausarzt. Das IMS schlägt bis zu 28 verschiedene Maßnahmen für die Versorgung und Behandlung vor. Ergibt die Befragung beispielsweise Hinweise auf eine Depression, wird die Überweisung zu einem Psychiater empfohlen. Fallen dem Patienten alltägliche Dinge schwer, etwa Anziehen oder Zähneputzen, rät das IMS zu einer Ergotherapie.

„Die Software gleicht individuelle Patientencharakteristiken mit einem Kriterien- und Maßnahmenkatalog ab, in dem Bedingungen für eine möglichst optimale Versorgung von Menschen mit Demenz beschrieben sind“, erklärt Dr. Tilly Eichler vom DZNE in Greifswald. „Letztlich entsteht ein detaillierter Hausarztinformationsbrief, der Entscheidungshilfen für einen maßgeschneiderten Versorgungs- und Behandlungsplan beinhaltet.“ Der Hausarzt entscheide dann, welche Maßnahmen tatsächlich eingeleitet würden.

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