Dem Protestaufruf des Apothekerverbands Schleswig-Holstein (AVSH), am Dienstag alle Apotheken bis 14 Uhr zu bestreiken, ist nicht jeder Betrieb im Norden nachgegangen. Einige nutzten stattdessen die Aktion bei geöffneter Tür, um Kund:innen über die Situation der Vor-Ort-Apotheken aufzuklären. So auch Henrike und Lukas Ketelsen. Das Apotheker-Ehepaar aus Langenhorn lud sich zusätzlich zu diesem Anlass die Kreistagskandidatin Julia Nissen (CDU, Nordfriesland) ein.
„Es lief ganz gut“ am Dienstagvormittag in der Hauke-Haien-Apotheke, erzählt Lukas Ketelsen. „Wir haben es eher als Aktionstag betrachtet. Ein richtiger oder echter Streik hieße für uns, deutschlandweit.“ Aus Sicht der beiden, macht es wenig Sinn, nur ein einziges Bundesland zu bestreiken. „Da fallen Grenzregionen raus, in denen die Apotheken mit einer vorrübergehenden Schließung nur die allerwenigsten erreichen, wenn drei Kilometer weiter im nächsten Bundesland geöffnet ist.“
Das Apotheker-Duo sei mit den Kund:innen gut über die Forderungen der Apothekerschaft ins Gespräch gekommen und habe Aufklärungsarbeit leisten können. Dafür sei reichhaltiges Verständnis geerntet worden. „Das ist aber auch kaum verwunderlich, denn die, die in die Apotheke kommen, brauchen die Apotheke.“
Im Vorfeld der kurzfristigen Protestaktion haben die Ketelsens alle Fraktionen angeschrieben und sie herzlich in ihre Apotheke eingeladen. „Das Feedback war leider nicht sehr reichhaltig.“ Einzig und allein die Kreistagskandidatin der CDU Nordfriesland, Julia Nissen, folgte dem und besuchte am Dienstagvormittag die Hauke-Haien-Apotheke in Langenhorn.
„Sie hat ganz konkret gefragt, was passieren muss und was sie tun kann, um eine Verbesserung der Situation für Vor-Ort-Apotheken ins Rollen zu bringen, so ihr denn die Möglichkeit dafür eingeräumt wird.“ Ketelsen habe ihr klargemacht, dass die Problematik nicht in Nordfriesland gelöst werden könne und sich auch nicht nur auf dieses Fleckchen in Deutschland bezieht. „Das stellt ein deutschlandweites Problem dar. Das muss nach Berlin.“
Wenn Julia Nissen also in den Kreistag gewählt wird, will sie laut Ketelsen mit der Fraktionsgruppe zumindest versuchen, die Thematik aus Nordfriesland nach Berlin zu eskalieren.
„Das, was wir erreichen wollen, können wir nur erreichen, wenn wir Stück für Stück immer wieder Maßnahmen ergreifen, um auf die Situation aufmerksam machen. Die Eskalationsspirale dreht sich gerade erst los. Wir sind da eventuell etwas zu langsam, allerdings halte ich es auch für fragwürdig, mit der Keule draufloszugehen, ohne überhaupt erstmal in die Gespräche gekommen zu sein. Das verdirbt uns am Ende vielleicht auch vieles. Da ist das richtige Augenmaß gefordert.“
Henrike und Lukas Ketelsen wünschen sich, „dass wir diese Aktionen mit mehreren Bundesländern teilen und auf eine gemeinsame Aktion, eine bundesweite Aktion hinwirken können – von Bayern bis nach Sylt.“
Bedauernswert sei es, dass es Regionen gebe, wo sich die Kolleg:innen so sehr uneins sind, dass sie die Aktion erst gar nicht mittragen. „Bei uns haben alle mitgemacht. Jeder, in irgendeiner Form.“
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