Manchen Patienten fällt es ganz leicht, sogar mehrere Tabletten auf einmal herunterzuschlucken, andere tun sich schon bei einer einzigen sehr schwer. Der erste Ansprechpartner bei solchen Problemen ist oft die Apotheke.
Frau Maier ist so ein schwieriger Fall, sie schafft es einfach nicht, ihre Medikamente ohne tägliche Erstickungsanfälle einzunehmen. Aber Anja Alchemilla gibt nicht auf, ihr zu helfen. Was hat sie nicht schon alles versucht und wo hat sie nicht überall schon recherchiert! Auf diese Weise ist Alchemilla zum Einnahmeprofi geworden, und ihre PTA ziehen sie gerne zu Rat, wenn mal wieder so ein schwieriger Fall ansteht.
Für die Diclofenac-Kapsel hat Anja ihr schon den sogenannten Nick-Trick herausgesucht, der sehr gut funktioniert. Dabei legt der Patient die Kapsel auf die Zunge und nimmt einen Schluck Wasser in den Mund. Er bewegt dann sein Kinn Richtung Brustkorb nach unten, damit schwimmt die Kapsel im Mund ganz nach hinten. Mit nach vorne geneigtem Kopf wird das Wasser heruntergeschluckt – und die Kapsel ist schnell verschwunden.
Schwieriger wird das dann bei Tabletten. Frau Maier hat es mit einem Überzug versucht, der sie leichter gleiten lässt. Das ging auch leidlich, doch für eine Daueranwenderin ist der Preis dafür einfach zu hoch. Wäre es nur eine Kurzzeiteinnahme von einem Antibiotikum beispielsweise, dann wäre er eher vertretbar, aber so...?
Die Schmerztabletten, die Frau Maier erhielt, wurden nach einem Anruf bei ihrem Hausarzt auf Tropfen von einem anderen Hersteller umgestellt. Und die Tabletten für ihren Blutzuckerspiegel darf sie mörsern, wie Anja nach einem Anruf beim Hersteller erfahren hat. Die Firma Hexal hat sogar eine Homepage für die Sondengängigkeit ihrer Produkte eingerichtet, was ja nichts anderes bedeutet, als dass die Tabletten gemörsert werden dürfen.
Nun steht Frau Maier schon wieder ein wenig unglücklich vor dem HV, denn sie kann ihre Medikation zwar nun herunterschlucken, aber der unangenehme Geschmack der gemörserten Medikamente ruft inzwischen einen regelrechten Ekel bei ihr hervor.
„Frau Alchemilla, sie haben doch immer so gute Tipps für mich – können Sie mir da nicht helfen? Ich sitze morgens und abends immer fünf bis zehn Minuten davor, halte mir die Nase zu und schlucke das Zeug runter, aber es ist so ekelhaft.“
„Nach was schmecken sie denn? Bitter oder sauer?“
„Also die eine da, morgens, die ist furchtbar bitter. Und die am Abend schmeckt nach Seife. Ich bekomme den Geschmack kaum aus dem Mund!“
Anja Alchemilla erinnert sich an eine Liste, die sie im Zusammenhang mit der Maskierung schlechter Geschmäcker in Kinderarzneien einmal gefunden hat, und recherchiert ein wenig. Am Abend kann sie Frau Meier eine Lösung präsentieren. Sie rät ihr, verschiedene Sirupe in einem Glas Wasser dazu zu probieren. Für das bittere Pulver am Morgen eignen sich Pfirsich, Erdbeere oder Himbeere, für das seifige am Abend Karamell, Passionsfucht oder Banane. Manchmal müssen wir in unserem Beruf ein bisschen Detektiv spielen, denkt sich Anja – Hauptsache die Compliance des Patienten stimmt!
APOTHEKE ADHOC Debatte