„Das Lebenswerk meines Vaters“ Julia Germersdorf, 22.10.2023 10:23 Uhr
Alexander Wolz (32) kennt den Betreib seines Vaters von klein auf. Die Bahnhof-Apotheke in Kempten habe in der Familie immer eine wichtige Rolle gespielt – und tut es auch heute noch. Vor Kurzem ist der junge Apotheker selbst als Geschäftsführer mit in das Unternehmen von Dietmar Wolz eingestiegen.
„Das Lebenswerk meines Vaters war sicher maßgeblich dafür entscheidend, Pharmazie zu studieren“, berichtet Alexander Wolz. „Ich kenne den Betrieb von klein auf und war immer fasziniert von der Weiterentwicklung in den vielen Bereichen.“ Aber auch sein grundsätzliches Interesse an der Pharmazie trug zu seiner Entscheidung bei. Mit dem Studienstart 2016 habe er stets noch engeren Kontakt zur Apotheke gehabt und in freien Zeiten oder Semesterferien die Gelegenheit genutzt, um dort mitzuarbeiten. Aus München sei er demzufolge viel gependelt.
Interesse und Freude als Schlüsselfaktoren
„Ich wollte den Weg meines Vaters in jedem Fall angehen. Nicht nur, weil ich die Pharmazie so interessant finde, sondern auch, weil ich gleichzeitig dabei das Konzept als Ganzes sehe und verstehe.“ Angefangen bei der Ernährung – dass sie grundsätzlich die Basis für Gesundheit sei – dieser Ansatz habe Alexander Wolz immer schon gut gefallen.
„Dieses schlüssige Konzept, was mein Vater auf die Beine gestellt und immer wieder ergänzt hat, macht für mich absolut Sinn. Ich bin sehr stolz darauf, dieses Lebenswerk weiterführen zu dürfen, und es bereitet mir jeden Tag große Freude, ein Teil dessen zu sein.“ Das Lebenswerk sei aber nur die eine Sache: Man brauche ein gewisses Interesse und die entsprechende Begeisterung für das, was man tue – ohne dem gehe es nicht. „Das hat meine Entscheidung, diesen Weg zu nehmen, definitiv begünstigt.“
Auch sein Bruder habe vor nicht allzu langer Zeit vor dieser Wahl gestanden. „Er wäre auch offen für die Pharmazie gewesen, hat aber doch festgestellt, dass er deutlich mehr Leidenschaft für den Marketingbereich hegt.“ Die Bahnhof-Apotheke ist mittlerweile ein groß gewachsener Betrieb. So ist es nicht verwunderlich, dass es eine entsprechende Abteilung gibt, die sich ausschließlich mit dem Thema Marketing befasst. „Ich bin natürlich auch schon sehr gespannt, inwieweit sich mein Bruder in das Familienunternehmen einbinden kann und möchte. Ich bin aber sicher, dass auch er seinen Platz finden wird.“
Ganzheitliches Konzept
Alexander Wolz sehe in der Naturheilkunde eine absolute Berechtigung. Und dabei – geht es um die Unterstützung in einer jeweilig gesundheitlich angespannten Situation, natürliche Substanzen vollkommen angebracht seien – ohne nur diese Richtung allein in Betracht zu ziehen und andere Heilmethoden auszuschließen. „Die Offenheit der verschiedenen Heilmethoden in unserem ganzheitlichen Konzept gefällt mir sehr gut.“
Der Betrieb sei in den vergangenen Jahren enorm gewachsen und hat sich in vielen Bereichen weiterentwickeln können. Angefangen habe Dietmar Wolz mit einer „handvoll Leuten“, inzwischen werden etwa 400 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Der Firmengründer ist laut seinem Sohn stets sehr wachsam und offen für neue Ideen.
So beginnt 1988, etwa drei Jahre nach Übernahme der Bahnhof-Apotheke, die Zusammenarbeit mit Hebamme Ingeborg Stadelmann und die ersten Original-Stadelmann-Aromamischungen wurden hergestellt. 2001 entstehnt ein Naturkostladen, dem sich später noch ein Bistro anschließt. Ein Duft- und Heilpflanzengarten wird 2005 eröffnet und passt perfekt in das ganzheitliche Konzept von Dietmar Wolz. Ein eigenes Naturkosmetikstudio kommt 2013 dazu, zwei Jahre später ein Blumenladen. Zum Unternehmen gehört seit zehn Jahren auch ein kneippzertifizierter Kindergarten. Dietmar Wolz bietet seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern damit eine hauseigene Kinderbetreuung.
„Die Idee zu dem ein oder anderen Projekt sind mitunter schon seit länger Zeit im Kopf meines Vaters rumgeschwirrt“, berichtet Alexander Wolz. „Irgendwann hat es sich schließlich ergeben und die entsprechenden Kolleg:innen haben sich gefunden, die heute in ihrer Aufgabe große Freude wahrnehmen.“ Es sei überhaupt mit das Wichtigste, dass man ein Team hat, welches eine gewisse Vorstellung mit Leidenschaft füllt – „nur so funktioniert es auch.“
Erfahrungswerte mit Neuem verbinden
Vater und Sohn möchten noch eine ganze Weile gemeinsam das Unternehmen leiten. „Ein Generationenwechsel war nicht geplant.“ Im Gegenteil – man wolle genau davon profitieren, dass man zusammen die Zukunft gestalten kann: Dietmar Wolz mit seiner jahrelangen Erfahrung und Sohn Alexander mit neuem Input. „Für mich ist es unfassbar hilfreich, meinen Vater an meiner Seite zu wissen“, so der 32-jährige Apotheker. „Er kennt jede einzelne Abteilung von der Pike auf, wie man so schön sagt. Für mich besteht nun die Herausforderung darin, in diesem sehr gewachsenen Betrieb Strukturen zu etablieren, die es für mich möglich machen, diesen gut führen zu können und zeitgleich aber auch meiner kleinen Familie gerecht zu werden.“
Wolz hat 2020 nach seinem Studium geheiratet und inzwischen eine kleine Tochter bekommen. „Sie ist jetzt 14 Monate alt und bereitet uns natürlich unfassbar viel Freude. Mit ihr lerne ich unsere Produkte dank eigener Erfahrung auch nochmal ganz anders kennen, intensiver in jedem Fall.“