Nachfolgersuche

„Das Geld hätte ich mir sparen können“

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Berlin -

Fünf Jahre hat Günter Spiller einen Nachfolger gesucht, vergebens. Am Montag war seine Turm-Apotheke im rheinischen Hilden zum letzten Mal geöffnet. Neben viel Zeit hat er vor allem Geld und Nerven in die Nachfolgersuche gesteckt und hat nun einen Rat an Kollegen, die in der gleichen Situation sind.

Eigentlich hat seine Apotheken eine hervorragende Lage: „Die Situation ist eigentlich gut, es gibt hier etliche Ärzte ringsherum, eine Kinderärztin im Haus über uns, gegenüber ist eine Klinik und einen großen Parkplatz haben wir auch“, sagt Spiller. Das spiegelt sich auch in den Zahlen, Umsatz und Ertrag sind nicht schlecht, aber: „Ich hatte für meine 1,2 Millionen Euro Jahresumsatz zu viel Personal.“ Acht Personen waren sie zusammen. „Ich wollte natürlich in meinem Alter nicht mehr ganz so viel arbeiten wie früher“, sagt der 74-Jährige. Und einem Nachfolger raten, das eigene Personal zu kündigen, will man als Inhaber natürlich auch nicht.

Und so kostete die Suche Zeit und Geld, von beidem viel. Doch es hat nichts geholfen. Über 1500 Euro habe er für die Nachfolgersuche ausgegeben, vor allem für Annoncen und Stellenanzeigen. „Dadurch hatte ich auch etliche Kontakte, die sind aber alle wieder abgesprungen.“ Vor allem ärgert er sich aber darüber, dass er Geld für einen Makler ausgegeben hat. „Das hat überhaupt nichts gebracht. Das Geld hätte ich mir sparen können“, sagt er. „Vielleicht hätte ich dem auch selbst mehr Druck machen müssen. Aber trotzdem würde ich das keinem Kollegen für die Nachfolgersuche empfehlen.“

Also war nach 41 Jahren Schluss für seine Offizin. Er hätte gern weitergemacht, es sei aber nicht zuletzt seine Frau gewesen, die die Reißleine gezogen hat. „In meinem Alter hat ma ja auch schon ein paar Schicksalsschläge hinter sich, da muss auch mal Schluss sein mit der Arbeit“, sagt er.

Besonders leid tue ihm das natürlich für die Patienten. Vor allem den Kontakt zu den Kunden werde er vermissen. Und was sonst? „An und für sich nichts.“ In den letzten Jahren sei der Beruf ohnehin beschwerlicher geworden. „Es gab schon Sachen, die nerven konnten, Rabattverträge zum Beispiel. Es war frustrierend, den Kunden immer wieder erklären müssen, dass sie dieses oder jenes Präparat so nicht bekommen.“ Allgemein habe er sich in den letzten Jahren zunehmend über die Politik geärgert, die den Apothekern das Leben schwerer mache – insbesondere das leidige Thema Rx-Versandverbot und die Vergütungssituation.

Ein letztes mal hatte er Kundenkontakt an Silvester: Montag war bis Mittag geöffnet, danach war Schluss. Stammkunden und Bekannte kamen, um sich zu verabschieden. Zu tun hat er jetzt trotzdem noch: „Ich muss jetzt erstmal schauen, dass ich hier alles wegbekomme.“ Die Arzneimittel gehen zu Kollegen oder zurück in den Großhandel und für das Inventar habe er bereits einen Abnehmer gefunden: Zwar keine Apotheke, aber einen Einzelhandel, der die Schubladen gebrauchen kann.

Glück im Unglück: Das Objekt, in dem sich die Apotheke befindet, gehört Spiller selbst. „Ich habe deshalb keinen Zeitdruck, dass irgendwas bis zu einem bestimmten Zeitpunkt besenrein sein muss.“ Rund drei Monate will er sich Zeit lassen mit der Nachbereitung. Dann hat er endgültig Zeit, sich seinen Hobbys zu widmen: Tennis und Golf.

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