Zum Sterben nach Hause dpa, 19.10.2016 13:48 Uhr
Die meisten Menschen in Deutschland wollen zuhause sterben – tatsächlich sterben aber drei von vier im Krankenhaus oder Pflegeheim. Das geht aus einer neuen Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor. Demnach wollen nur 6 Prozent der Deutschen im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben, 16 Prozent im Hospiz und 60 Prozent im Kreis der Familie.
„Diese Ergebnisse lassen eine ausgeprägte Skepsis gegenüber der palliativen Versorgung in Kliniken und Heimen erkennen“, erklärte Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. Wie der Pflegereport 2016 weiter zeigt, hängen die Gründe dafür mit Erfahrungen über den Tod anderer Menschen wie Angehöriger im Krankenhaus zusammen: Das Bild von Sterbenden, angeschlossen an Maschinen und zum Zeitpunkt des Todes allein, schreckt ab.
Den Zahlen zufolge war dies im Krankenhaus bei jedem Fünften, im Pflegeheim sogar bei jedem Dritten der Fall. Im Hospiz waren es 15 Prozent, die zum Zeitpunkt des Todes niemanden bei sich hatten. Zu Hause waren es nur 7 Prozent.
Vor allem Frauen fühlen sich in der Lage, jemanden bis zu dessen Tod zu pflegen. Von den Befragten in Teilzeit war es jede Zweite, in Vollzeit jede Dritte. Unterstützung von Angehörigen, Ehrenamtlichen und Professionellen ist für viele dabei ein Muss. „Der DAK-Pflegereport zeigt eine große Bereitschaft, Pflege auch bis zum Tod zu übernehmen. Doch dafür bedarf es verlässlicher Strukturen vor Ort“, sagte der Pflegeexperte Thomas Klie, zuständig für die Studie.
Ein weiteres Problem: Krankenhausaufenthalte sind teuer und belasten das Solidarsystem. Wie die DAK-Gesundheit mitteilte, wurden von etwa 60.000 gestorbenen Versicherten, die vor ihrem Tod pflegebedürftig waren, 64 Prozent kurz vor ihrem Tod in einer Klinik versorgt. Ein solcher Aufenthalt kostet im Schnitt knapp 9000 Euro.
Die vielen prämortalen Krankenhauseinweisungen widersprächen dem Grundsatz der Pflegeversicherung „ambulant vor stationär“. „Man kann davon ausgehen, dass viele davon vermeidbar sind“, sagte Rebscher. Das 2015 beschlossene Hospiz- und Palliativgesetz müsse dringend umgesetzt werden, um die Versorgung vor allem im häuslichen Rahmen zu verbessern.
Die Analyse basiert auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung zum Thema, Auswertungen von DAK-Statistiken sowie Interviews.