„Da wird eine Existenz vernichtet“ APOTHEKE ADHOC, 08.10.2018 12:13 Uhr
Abrechnungsbetrug, Entzug der Approbation – Professor Dr. Karl-Heinz Kuck kämpft um seinen Ruf. Er ist einer der renommiertesten Kardiologen Deutschlands, hat tausende Patienten behandelt und vielen das Leben gerettet. Zu den Patienten des Chefarztes an der Asklepios-Klinik St. Georg in Hamburg gehörten Helmut Schmidt, Udo Lindenberg und David Bowie. Den Abrechnungsbetrug hat Kuck zugegeben, stand dafür vor Gericht. Jetzt kämpfen Kollegen für den international renommierten Arzt.
Die Vorgeschichte: Vor zwei Jahren akzeptierte Kuck einen Strafbefehl wegen Abrechnungsbetrugs. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr auf Bewährung und 100.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Der Mediziner hatte zugegeben, Behandlungen, die von Kollegen seines Teams ausgeführt worden waren, in Abrechnungen als seine angegeben zu haben. Kein Patient kam zu Schaden, der Kardiologe zahlte das Geld zurück. „Ich hätte mich nicht vertreten lassen dürfen“, sagte Kuck, der sein Vorgehen bereute.
Die KV Hamburg entzog ihm die Ermächtigung, ambulant zu behandeln, die Behörde leitete ein Verfahren zum Approbationsentzug ein. Dagegen klagt Kuck nun, diese Klage hat aufschiebende Wirkung, sodass er vorläufig seiner ärztlichen Tätigkeit weiter nachgehen kann. Nun bekommt er Unterstützung von vielen Kollegen, die den Vorgang, ihm die Approbation zu entziehen, für nicht angebracht halten.
So sagte zum Beispiel Ärztekammer-Präsident Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery dem Hamburger Abendblatt, dass die Delegiertenversammlung einhellig der Meinung sei, dass mit ihrem Kollegen unwürdig umgegangen werde. „Er hat seinen Fehler zugegeben, kein Patient war gefährdet, das Geld wurde zurückgezahlt. Ich frage mich, ob der Umgang der Behörde mit Kuck angemessen ist.“
Der Fall gewinnt zunehmend auch an politischer Brisanz. In einem Brief an die Gesundheitssenatorin Hamburgs, Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) beklagen Top-Ärzte von Asklepios, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und weiteren Kliniken, dass man „so mit einem herausragenden Mediziner“ nicht umgehen könne. Bei Kuck handle es sich um einen führenden Herzexperten weltweit. Er habe einen Fehler gemacht, den man nicht bagatellisieren wolle, der zugleich aber in keinen Verhältnis zur angedrohten Strafe stehe.
Ein Verfasser sagte gegenüber dem Hamburger Abendblatt, es sei ein Skandal, dass sich die Behörde so viel Zeit lasse mit dem Verfahren. „Da wird eine Lebensleistung in den Dreck gezogen. Da wird eine Existenz vernichtet.“ Eine Antwort der Behörde auf den Protestbrief steht derzeit noch aus.
Im Hamburger Abendblatt wird ein Vertrauter zitiert, der sagte, dass Karl-Heinz Kuck sich von seinem Arbeitgeber Asklepios und der Behörde ungerecht behandelt fühle. Die beanstandeten Abrechnungen seien jeweils Vordrucke der Klinik gewesen, die er quartalsweise unterzeichnet habe. Dass er die Behandlung der Betroffenen überhaupt an andere Ärzte delegiert habe, sei in der Regel nur deshalb geschehen, weil Kuck als Chefarzt bei Notfalloperationen gebraucht worden sei. „Man kann den wartenden Patienten dann ja nicht sagen, sie sollten fünf Stunden warten, bis Herr Kuck wieder verfügbar ist“, sagt ein Vertrauter. „Es ist niemand zu Schaden gekommen, und Herr Kuck hat sich nicht bereichert.“
Der Kardiologe ist 66 Jahre alt, sein Vertrag bei Asklepios läuft bis Ende Juni 2019. Kürzlich wurden die Mitarbeiter informiert, dass der Kardiologe nach fast 25 Jahren Arbeit bei Asklepios um die Auflösung seines Vertrages gebeten hat. Er wird von Rechtsanwalt Matthias Prinz vertreten. Dieser sagte, sein Mandant prüfe derzeit „mehrere Optionen“ für seine berufliche Zukunft.