Crowdfunding

Apotheker auf Gen-Geld-Suche

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Berlin -

Schon was vor im Mai oder Juni 2015? Wie wär’s mit einer umfassenden Genomanalyse für zwei, einem spannenden Laborbesuch und einem interessanten Dinner mit dem CEO eines aufstrebenden Unternehmens in einem 5-Sterne-Hotel? Für 100.000 Euro ist das locker zu haben. Verspricht jedenfalls Dr. Seibt Genomics, das Start-up eines Apothekers, das derzeit via Crowdfunding Geld einsammeln will.

Wenn Dr. Benjamin Seibt in seinem Youtube-Video um Unterstützer für sein junges, gerade gegründetes Unternehmen wirbt, dann werden Urinstinkte geweckt: Man will dem jungen Mann – preisgekrönter Wissenschaftler, Fachapotheker und stellvertretendes Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Nordrhein – am liebsten gleich unter die Arme greifen.

Das mag auch daran liegen, dass die Vorstellung der Ideen den Geist des Neuen und des Unbedarften gleichermaßen versprüht. Das Video wirkt weniger überfrachtet von Plattitüden und Banalem als von vielen anderen Gründern. Seibt wirkt überzeugt – aber auch überzeugend?

300.000 Euro will Seibt über Indiegogo einsammeln. Die Plattform hat keinen schlechten Namen in der Szene; hier werden nicht nur mehr oder weniger brillante Geschäftsideen und Produkteinführungen finanziert, sondern sogar Bücher oder Spielfilme.

Bei Dr. Seibt Genomics kann man bereits ab 10 Euro einsteigen. Allzu viele Informationen, wie das Start-up sein Geld verdienen will, gibt es nicht. Bei Indiegogo heißt es: „Viele sehr wichtige Informationen über Ihre Gesundheit liegen in Ihrer DNA verborgen. Wir entschlüsseln dieses Wissen für Sie.“

Es geht also um prädiktive Gendiagnostik, vom individuellen Krankheitsrisiko bis hin zu der Frage, welche Arzneimittel wirken und welche nicht. Das „Dr. Seibt Genomics Kit“ kommt per Post, genauso wie die Analyseergebnisse. Zudem wird empfohlen, sich ärztlich beraten und betreuen zu lassen – „fernmündlich oder vor Ort“.

Wer Geld gibt, kann sich für einen sogenannten „Perk“ entscheiden. Je nach Summe gibt es als Gegenleistung ein Dankeschön (10 Euro), Stifte oder Aufkleber mit Logo (25 Euro), T-Shirt oder/und Taschenlampe (35, 50 beziehungsweise 75 Euro) oder Genanalysen in verschiedenem Umfang (ab 250 Euro). Ab 12.500 Euro ist auch ein Treffen mit Seibt drin, das Rundum-Sorglos-Paket gibt es ab 100.000 Euro.

Damit das Projekt nicht nach einer ganz einsamen Nummer eines idealistischen Forschers ausschaut, hat sich Seibt prominente Unterstützung geholt: Als juristische Beraterin ist Dr. Bettina Mecking mit an Bord. Die Juristin ist Fachanwältin für Medizinrecht und stellvertretende Geschäftsführerin der Kammer Nordrhein.

Mit dem Versprechen der „maßgeschneiderten“ Therapie liegt Dr. Seibt im Trend. Allerdings hat das Ganze seinen Preis, zunächst vor allem für den Firmengründer. Der muss teure Maschinen finanzieren, und dabei sollen möglichst viele Unterstützer helfen.

Gute Woche vor dem Schlusssignal am 18. Oktober sind noch nicht einmal 2000 Euro zusammen gekommen. Mehr als 99 Prozent des benötigten Kapitals fehlen noch. Wer das Projekt unterstützen will, muss sich also beeilen. Immerhin: Wenn das Unternehmen im nächsten Jahr nicht seinen Betrieb aufnehmen sollte, bekommen die Investoren ihr Kapital zurück.

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