Wer nach eigener Überzeugung wegen der empfohlenen Corona-Impfung schwer und langfristig erkrankt ist, kann Entschädigung beim Land beantragen. Die Mehrheit dieser Anträge wird allerdings abgelehnt – so auch in Niedersachsen.
Seit Beginn der Corona-Schutzimpfungen Ende 2020 sind in Niedersachsen 51 Anträge auf Impfschäden bewilligt worden. Die Mehrheit der Anträge wurde abgelehnt, wie das Gesundheitsministerium in Hannover auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Demnach wurden beim zuständigen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie bis zum 2. April dieses Jahres insgesamt 827 Anträge auf Anerkennung eines Impfschadens im Zusammenhang mit Corona-Impfungen gestellt, 437 wurden abgelehnt. In den anderen 339 Fällen war die Entscheidung noch offen.
„Die Ablehnungen erfolgen hauptsächlich, weil ein Kausalzusammenhang zwischen der Impfung und den vorliegenden Gesundheitsstörungen nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit hergestellt werden kann“, erläuterte ein Ministeriumssprecher. Wer einen dauerhaften gesundheitlichen Schaden durch eine empfohlene Impfung erleidet, hat Anspruch auf Versorgung nach Regeln des Bundesversorgungsgesetzes. Dafür muss die Gesundheitsstörung allerdings als Impfschaden anerkannt sein.
Nur sehr wenige Menschen entwickeln dauerhafte gesundheitliche Probleme nach einer Impfung. Laut dem Impfquotenmonitoring des Robert Koch-Instituts wurden seit Beginn der Pandemie allein in Niedersachsen mehr als 20 Millionen Impfungen gegen Covid-19 verabreicht. 6,4 Millionen Menschen sind landesweit mindestens einmal geimpft. Einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens stellten also nur 0,01 Prozent von ihnen.
Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi betonte, dass Impfungen schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle verhinderten. Sie schützten auch diejenigen, die nicht die Möglichkeit hätten, sich selbst zu schützen wie zum Beispiel Säuglinge oder Personen mit Vorerkrankungen. „Viele Krankheiten konnten durch Herdenimmunität erfolgreich ausgerottet werden“, sagte der SPD-Politiker, der selbst Arzt ist. „Und auch mit Blick auf Covid-19 ist es dank eines großen Anteils geimpfter Menschen gelungen, dem Virus die Gefährlichkeit zu nehmen und letztendlich die Pandemie hinter uns zu lassen.“
Philippi räumte ein, dass es in seltenen Fällen bei Impfungen zu gesundheitlichen Nebenwirkungen kommen kann. „Auch diese Menschen dürfen wir nicht im Stich lassen und deshalb unterstützen wir sie mit einem umfassenden Beratungsangebot“, sagte der Minister. Im Sommer 2023 wurde eine neue Hotline für Long-Covid- und sogenannte Post-Vac-Betroffene eingerichtet, also Menschen, die nach einer Impfung gesundheitliche Probleme entwickeln. Philippi sagte: „Die Rückmeldungen zeigen uns, dass dieses Angebot positiv wahrgenommen wird.“
Laut dem für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Institut ist „Post-Vac“ keine medizinisch definierte Bezeichnung einer Erkrankung. Unter dem Begriff werden dem Bundesinstitut zufolge verschiedene länger andauernde Beschwerden beschrieben, wie sie auch mit Long- oder Post-Covid in Verbindung gebracht werden.
Zu den Symptomen gehören laut dem Long-Covid-Infoportal der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) Mattigkeit, auch Fatigue genannt, Belastungsintoleranz, Luftnot, neurokognitive Störungen wie Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit, Schlafstörungen und Riech- und Geschmacksstörungen.
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