Coolpack oder Stichheiler: Erste Hilfe bei Mückenstichen APOTHEKE ADHOC/dpa, 18.07.2018 14:11 Uhr
Mückenstiche sind lästig, aber in aller Regel nicht gefährlich. Was gegen den Juckreiz hilft und wann ein Stich doch ein Fall für den Arzt ist, erklärt Hautärztin Jana Witte aus der Klinik für Dermatologie und Venerologie des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf.
Warum jucken Mückenstiche?
Wenn Mücken stechen, saugen sie nicht nur Blut, sie injizieren auch ihren Speichel in die Haut. Der Körper erkennt diesen Speichel als Fremdkörper und setzt eine Abwehrreaktion in Gang. Dabei spielt unter der Botenstoff Histamin eine Rolle. Er ist für den Juckreiz verantwortlich. „Im Grunde ist das eine lokale allergische Reaktion“, erklärt Witte.
Warum bekommen manche Menschen riesige Quaddeln, wenn eine Mücke gestochen hat?
Die allergische Reaktion fällt unterschiedlich stark aus. Wie stark, das ist auch genetisch festgelegt.
Wann sind Mückenstiche ein Fall für den Arzt?
Wenn jemand nicht nur lokal auf der Haut reagiert, sondern mit dem ganzen Körper. Wer also zum Beispiel Kreislaufprobleme bekommt oder Schwierigkeiten hat zu atmen, wer Fieber oder Schüttelfrost entwickelt, der sollte zum Arzt gehen. Das gilt auch, wenn sich der Stich entzündet hat.
Was kann man selbst nach einem Mückenstich tun?
Nicht kratzen. Denn damit öffnet man Keimen Tür und Tor. Aufgekratzte Stiche entzünden sich leichter. Witte rät, die Stelle etwas zu kühlen und eventuell ein lokales Antihistaminikum aufzutragen. Diese Gels aus der Apotheke kann man auch im Kühlschrank aufbewahren. Wer übersät ist mit Stichen und unter dem Juckreiz leidet, kann auch versuchen, ihn mit einem frei verkäuflichen Antiallergikum in Tablettenform zu lindern.
Im Rahmen der Selbstmedikation kann mit einem topischen Corticoid behandelt. Eine Linderung der Symptome tritt meist schnell ein. Im Handel sind Cremes und Cremogele mit Hydrocortison in den Stärken 0,25 und 0,5 Prozent. Beispiele sind Ebenol (Strathmann), Soventol (Medice) oder Fenihydrocort (GSK) oder die Generika von Hexal und Ratiopharm.
Eine größere Rolle spielen Antihistaminika in Form von Gelen oder Salben mit Dimetindenmaleat wie Fenistil-Gel, Bamipin wie Soventol-Gel oder Tripelennaminhydrochloridhydrochlorid im Azaron Stift. Eine pflanzliche Alternativen kommt mit Combudoron-Gel oder Essenz mit Arnika und kleiner Brennnessel von Weleda. Gegen Mückenstiche sind auch kühlende Stifte und Roll-ons auf dem Markt. Die Produkte können Ethanol, Panthenol, Aloe Vera oder Polidocanol enthalten.
Helfen elektronische Stichheiler gegen den Juckreiz?
Das Prinzip ist rein physikalisch: An der keramischen Kontaktfläche werden durch einen integrierten Mikroprozessor Temperaturen in einem Bereich um 51 Grad erzeugt. Wird das Gerät auf die Haut aufgebracht, wird die Hitze übertragen und je nach Einstellung drei bis sechs Sekunden in der Unterhaut aufrecht erhalten. Solange sollte auch Kontakt mit der betroffenen Körperstelle bestehen.
Durch die Temperatur sollen Proteine denaturiert und dadurch das Insektengift inaktiviert werden. Laut Hersteller werden verschiedene Signalwege und somit Immun- und Entzündungsreaktionen beeinflusst. Zudem können die Ausschüttung von Histamin und Abbauenzymen reguliert und damit Entzündungsreaktionen gedämpft werden. Selbst bei späterer Anwendung soll der Juckreiz schnell und effektiv gestoppt werden. Witte zufolge ist das durchaus einleuchtend, denn „die Proteine sind hitzelabil“. Größere Untersuchungen dazu sind ihr allerdings nicht bekannt. Wer es ausprobieren möchte, muss also selbst schauen, ob es wirkt. Voraussetzung sei jedenfalls, dass man den Stift schnell nach dem Stich anwendet, sagt Witte. Der Klassiker ist „Bite away“ von Dermapharm.