Versorgungsicherheit

Container-Apotheke schließt Versorgungslücke

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Berlin -

Seit April vergangenen Jahres steht in Wutöschingen in Baden-Württemberg die örtliche Apotheke leer. Das Regierungspräsidium hatte die Wutach-Apotheke für die Bürger überraschend geschlossen. Diese müssen seitdem auf die umliegenden Gemeinden ausweichen. Die Apotheke sollte verkauft werden, jedoch scheiterten Verhandlungen mit potenziellen Käufern. Nun bekommt der Ort eine Container-Apotheke.

Im April 2013 wurde die Wutach-Apotheke von Joachim Schmidt in der Hauptstraße 2 amtlich geschlossen. Dem Vernehmen nach hatte Schmidt häufiger die Miete nicht gezahlt. Die Apotheke habe bei den Kunden keinen guten Ruf gehabt, zudem sei die Fläche kleiner gewesen als vorgeschrieben.

Nach der Schließung wollten die Apotheker der Nachbarorte einspringen: Ralf Oehler, Inhaber der Klettgau-Apotheke in Lauchringen, und Bernd Vollminghoff, Inhaber der Schloss-Apotheke in Stühlingen. „Wir haben es als Chance gesehen“, sagt Vollminghoff. Mit dem Hauseigentümer, der die Apotheke und das Gebäude von seiner Großmutter geerbt hatte, konnte man sich jedoch nicht auf einen Kaufpreis einigen. „Es gab einen beträchtlichen Investitionsstau, das Haus muss grundsaniert und erweitert werden“, meint Vollminghoff.

Auch für das Inventar fand sich in einer Zwangsversteigerung kein Interessent – lediglich ein Bürostuhl wurde verkauft. Das Haus sei dann samt Inventar an einen neuen Eigentümer gegangen, der ebenfalls an einen Apotheker vermieten will, so Vollminghoff. Unter den gegebenen Bedingungen werde sich aber niemand finden, meint er. Apotheker und PTAs seien in der Region schwer zu finden, problematisch sei etwa das Lohngefälle zur Schweiz.

Vollminghoff und Oehler setzen nun auf eine andere Lösung: Sie gründeten eine OHG und eröffnen voraussichtlich im November gemeinsam die Sonnen-Apotheke, direkt im Ortskern von Wutöschingen und in acht miteinander verbundenen Containern.

In Wutöschingen sind das nicht die ersten Container. Auch für die Schule greift die Stadt schon seit längerem auf eine solche Konstruktion zurück. Für die Apotheke soll es eine Übergangslösung sein, so Bürgermeister Georg Eble. „Wir wollten den Druck raus nehmen. Wir brauchen die Infrastruktur.“

Die Patienten hätten in Nachbarorte ausweichen müssen, es habe massive Beschwerden gegeben, „gerade von Älteren, die Probleme haben, dort hinzukommen“, so Eble. „Die Bevölkerung ist sehr froh, dass jetzt wieder eine Apotheke öffnet“, sagt auch Vollminghoff.

Die Betriebserlaubnis liege bereit, Mitarbeiter seien eingestellt, auch im Notdienstplan für das nächste Jahr sei die Apotheke schon eingeplant, sagt Vollminghoff. Voraussichtlich werde auch die Belieferung des örtlichen Pflegeheims übernommen.

Ende Oktober würden die Container der Fima MDS Raumsysteme geliefert und aufgebaut. Die acht Container sollen als Rechteck miteinander verbunden werden. „Das ergibt einen Raum von knapp 140 qm“, so Vollminghoff, der seinen Geschäftspartner Oehler noch aus dem Studium kennt. Die Apotheke verfüge über Notdienstklappe und Medikamentenschleuse, Beratungsraum, Labor, Rezepturraum, Klimatisierung – „alles, was sich in einer Apotheke in einem konventionellen Gebäude auch findet“, so Vollminghoff. „Also keine Apotheke light“, wie manche Kollegen befürchteten.

Die Miete sei ähnlich wie bei stationären Räumlichkeiten. „Für drei Monate wäre es zu teuer, weil man die Anlieferung, den Auf- und Abbau zahlen muss“, sagt Vollminghoff. Für zwei Jahre aber sei es machbar. „Dadurch haben wir die Möglichkeit, in Ruhe zu überlegen und nach langfristigen Lösungen zu suchen.“ Auch das alte Gebäude in der Hauptstraße 2 haben Vollminghoff und Oehler noch nicht abgeschrieben.

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