Was jeder Apotheker aus der Praxis weiß, haben Forscher in den USA jetzt wissenschaftlich nachgewiesen: Wenn sich Form oder Farbe von Medikamenten während der Therapie ändern, unterbrechen viele Patienten die regelmäßige Einnahme. Ein Forscherteam am „Brigham and Women’s Hospital“ in Boston hat dies anhand von Herzpatienten untersucht und bestätigt.
Demnach stieg das Risiko, dass Patienten die regelmäßige Einnahme unterbrachen oder ihr Rezept nicht erneuerten bei einer Änderung der Farbe um 34 Prozent. Veränderte sich die Form des Präparats, stieg es sogar um 66 Prozent. Bei 29 Prozent der Patienten änderte sich während der Studie Form oder Farbe der Medikamente. Bei den Statinen gab es die meisten Wechsel, bei den Beta-Blockern die wenigsten.
Zwischen 2006 und 2011 begleiteten die Forscher 11.513 Patienten mit einer kardiovaskulären Krankheit, die nach einem Myokardinfarkt im Krankenhaus behandelt wurden. Nach Entlassung wurden diese therapiert mit einem generischen Beta-Blocker, einem ACE-Hemmer, einem Angiotensin-II-Rezeptorblocker oder mit Statinen.
Der Washington Post sagten die Autoren, die US-Arzneimittelbehörde sollte fordern, dass die Erscheinung von generischen Präparaten dem Original-Präparat angepasst sein müsse. Denn die Effekte seien nicht nur ästhetisch, sondern klinisch relevant.
Im Dezember hat die FDA eine Leitlinie für die Industrie veröffentlicht, in der die Anpassung von generischen Produkten hinsichtlich der Größe, Form und anderer Eigenschaften empfohlen wird. „Während generische Zubereitungen pharmazeutisch und therapeutisch mit dem Referenz-Produkt identisch sein müssen, denken wir, dass Unterschiede in der physischen Erscheinung (Größe, Form der Tabletten) die Therapietreue der Patienten beinflussen könnte“, heißt es dort.
APOTHEKE ADHOC Debatte