Auszeichnung

Bundesverdienstkreuz für Apotheker Wolfgang Müller Eugenie Ankowitsch, 05.08.2017 09:03 Uhr

Berlin - 

Für sein Engagement als Mitbegründer des Vereins „Hilfe für Weißrussland“ und des Lionsclubs „Mannheim-Quadrate“ sowie den Erhalt der denkmalgeschützten Mannheimer Marien-Apotheke wurde Apotheker Wolfgang Müller mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Müller habe bei der Ausübung des Ehrenamts seinen Beruf zur Leidenschaft oder seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, sagte der Oberbürgermeister der Stadt Leimen Hans D. Reinwald in seiner Laudatio. Überreicht wurde die Auszeichnung vom baden-württembergischen Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (CDU).

Bei einem Festakt in seiner Geburtsstadt Leimen wurde der Apotheker für seine langjährigen Verdienste geehrt. Müller engagiert sich seit Anfang der 1980er Jahre ehrenamtlich, von 1989 bis 2001 war er im Gemeinderat tätig, wofür er bereits mit dem Ehrenring der Stadt Leimen und der goldenen Stadtmedaille ausgezeichnet wurde. Der Apotheker ist Mitgründer des Lionsclubs „Mannheim-Quadrate“ und des Vereins „Hilfe für Weißrussland“. „Ich bin stolz und dankbar“, sagte Müller gegenüber APOTHEKE ADHOC. „In dieser Zeit, wo Apotheker in der Schusslinie stehen, ist eine solche Auszeichnung etwas Besonderes.“

Als Vorsitzender des Vereins „Hilfe für Weißrussland“ nutzte er seinen beruflichen Hintergrund, um Impfstoffe und Medikamente bei diversen Pharmaherstellern zu akquirieren. Sie wurden dann in das Land gebracht, dass einige Jahre zuvor mit am meisten von dem Super-GAU im ukrainischen Atomkraftwerk in Tschernobyl betroffen war. 70 Prozent des radioaktiven Niederschlags von Tschernobyl sollen damals in Weißrussland gelandet sein. „Wir brachten Medikamente, unter anderem Schilddrüsen-Präparate und Antibiotika, in Millionenhöhe nach Weißrussland“, erinnert sich Müller.

Aber nicht nur dies. Von Kleidung über Möbel für Schulen bis hin zu Feuerwehr- und Katastrophenschutzfahrzeugen, die in Deutschland nicht mehr gebraucht wurden: Im Laufe des jahrelangen Einsatzes wurden mehrere Tonnen Hilfsgüter gesammelt, die der Bevölkerung des Landes zugute gekommen sind.

Daneben war der engagierte Apotheker elf Jahre lang im Stadtrat von Leimen und Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Das Ringen um die bestmögliche Lösung für die Bürger stand im Mittelpunkt“, würdigte Peter Hauk in seiner Laudatio das kommunalpolitische Wirken des Pharmazeuten.

Müllers Interesse für politische und gesellschaftliche Prozesse wurde schon früh durch seinen Großvater, Schuhmachermeister von Beruf, geweckt, wie er in seiner Dankesrede erklärte. Gespräche über die Erlebnisse des Krieges, machten ihm schon früh klar, dass ein geeintes, friedliches Europa nicht selbstverständlich ist. „Schon sehr früh wuchs in mir das Interesse an Politik, am Gemeinwohl, das Gefühl, Teil einer Nation zu sein, Teil einer Geschichte, Teil einer Kultur, aber auch Teil einer Unkultur“, sagt der Apotheker. Und daraus sei dann später das Bedürfnis entstanden, sich einbringen zu wollen, und mitzugestalten.

Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald sagte in seiner Laudatio, Müller sei „ein Gestalter Leimener Heimat, ein kommunaler Ratgeber, eine Persönlichkeit mit ausgeprägter sozialer Ader und ein Mensch, der sich in vielen Positionen und Funktionen am Gemeinwohl, der Stadt und weit über die Stadtgrenzen hinaus verdient gemacht hat“.

Doch nicht nur soziales und politisches Engagement war der Grund dafür, dass der Bundespräsident a.D. Joachim Gauck – wohl als eine der letzten Amtshandlungen – dem Apotheker das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen hat. Den Bemühungen des Pharmazeuten und seiner Familie ist es zu verdanken, dass die Marien-Apotheke seit 1912 nahezu unverändert erhalten werden konnte.

Bereits vor 30 Jahren wurde die Jugendstil-Apotheke aus künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen zum Kulturdenkmal erhoben. Sie steht damit auf einer Stufe mit den bekannten Mannheimer Jugendstil-Gebäuden, wie der Christuskirche und der Mannheimer Kunsthalle. Ihre ursprüngliche Ausstattung aus dem Jahr 1912 mit Holzregalen und Wandschränken, Deckenstuck und Türelementen ist noch weitgehend erhalten. Das Highlight ist ein über 100 Jahre alter Destillierofen, auf den sogar das Heidelberger Apothekermuseum seit Längerem ein Auge geworfen haben soll. Er wurde als Blickfang in die Einrichtung integriert.

Doch trotz Denkmalschutz legt Müller, der neben der Marien-Apotheke in Mannheim noch die Turmapotheke in Leimen zusammen mit seiner Frau Dorothea und Tochter Julia führt, einen besonderen Wert darauf, eine hochmoderne Apotheke zu sein. Seit er die Apotheke vor rund 40 Jahren übernommen hat, wurde sie nicht nur mehrmals renoviert und restauriert, sondern auch modernisiert. „Wir wollten schließlich nicht in Schönheit sterben“, sagt der Apotheker. Den Kunden umfange zwar der Charme des Jugenstils. Dahinter stecke aber eine fortschrittliche Apotheke aus dem 21. Jahrhundert mit all den technischen Neuerungen.

Die vielen Gratulanten hat Müller gebeten, statt ihm den x-ten Blumenstrauß oder eine weitere Flasche Wein oder Champagner zu schicken, doch lieber zugunsten des Sozialfonds der Stadt Leimen zu spenden. „Als ich mich das letzte Mal erkundigt habe, sind bereits über 3000 Euro zusammengekommen“, freut sich der Apotheker. „Dafür danke ich allen Spendern.“

Das Bundesverdienstkreuz wird seit 1951 verliehen. Das Ansinnen, das Bundespräsident Heuss mit der Ordensstiftung verband, war, jene Leistungen zu würdigen, „die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten“. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

Insgesamt gibt es acht verschiedenen Ordensränge. Verdienstkreuz am Bande – mit dem auch Müller ausgezeichnet wurde – ist die siebthöchste Auszeichnung, die der Staat zu vergeben hatte, vor der etwas schlichteren „Verdienstmedaille“. Darüber rangieren „Verdienstkreuz 1. Klasse“, „Großes Verdienstkreuz“, „Großes Verdienstkreuz mit Stern“, „Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband“ und noch weiter oben das „Großkreuz“ bis ganz hinauf zur „Sonderstufe des Großkreuzes“, das verdienten Staatsoberhäuptern vorbehalten ist.

Die Aushändigung der vom Bundespräsidenten verliehenen Verdienstorden übernehmen in den meisten Fällen die Ministerpräsidenten der Länder, Landes- oder Bundesminister, Regierungspräsidenten oder Bürgermeister. Der Bundespräsident überreicht den Verdienstorden in wenigen Fällen persönlich, etwa aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit und des Tages des Ehrenamtes. Seit 1951 wurde der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland nach Angaben des Bundespräsidialamtes rund 255.500 Mal verliehen.