Für eine neue „Erklärreihe“ auf Instagram suchte die Cäcilien-Apotheke in Berlin noch ein passendes Bild. Zusammen mit ihrem Mann beauftragte die Inhaberin eine KI und gab unter anderem die Stichworte „Bürokratie und Apotheke“ ein. Über das Ergebnis staunte das Paar nicht schlecht: „Der erste Treffer hätte besser nicht sein können. Wir waren wirklich überrascht, wie passend die Darstellung auf dem gezeichneten Bild ist“, so Trang Luu-Frieling.
„Bürokratiewahnsinn im Apothekenalltag“, lautet der Titel für das Plakat, welches Luu-Frieling für eine neue „Erklärreihe“ auf Instagram nutzen möchte. „Seit ich 2021 die Apotheke übernommen habe, bin ich eigentlich nur am erklären“, so die Apothekerin. Weiche man als neue Inhaberin von den gewohnten Wegen ab, könne das zu Missverständnissen und Unmut bei der Kundschaft sorgen, sagt sie. Sie habe außerdem den Eindruck, dass „die Kunden in der Vergangenheit von einigen Kolleginnen und Kollegen nicht ausreichend aufgeklärt“ wurden.
Für den Kunden beziehungsweise Laien sei es nicht zu verstehen, wenn beispielsweise die Firma des Medikamentes von der bisherigen abweiche: „In dem Fall informieren wir über Lieferengpässe und warum ausgerechnet diese Firma gewählt wird.“ Aufklärung wird in der Berliner Apotheke deswegen großgeschrieben: „Viele Kunden und Kundinnen wissen nicht, was wir im Bürokratiealltag alles bewältigen müssen. Deswegen ist es wichtig, aufzuklären“, so die Approbierte.
Es gebe viele Dinge, die sie als blockierend empfinde: „Dinge, die wir vom normalen Menschenverstand her können, werden verkompliziert durch die Bürokratie. Ein gutes Beispiel sind die Regelungen zum Entlassrezept. Ich müsste die Patienten bei Uneindeutigkeiten fragen, ob sie gerade aus der Reha kommen oder aus dem Krankenhaus“, so die Inhaberin. Denn: Die Differenzierung zwischen Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen ist zum neuen Jahr verpflichtend. Das Standortkennzeichen, das mit der „77“ beginnt, muss bei in Krankenhäusern, aber nicht bei in Reha-Einrichtungen ausgestellten Entlassrezepten vermerkt sein. Die versorgungsspezifische Betriebsstättennummer (BSNR) hat ausgedient.
Auch die Arztbezeichnung stelle die Apotheken jeden Tag vor Herausforderungen: „Darüber hatte ich mir bis vor kurzem noch gar keine Gedanken gemacht“, so Luu-Frieling. „Ich versuche trotzdem, möglichst schnell Neuerungen herauszuarbeiten und sie dann meinem Team verständlich zu machen.“ Obwohl sie es unverständlich findet: „Wenn der Arzt per Heilberufsausweis signiert, müsste das doch ausreichen. Was sollen wir denn noch alles kontrollieren?“
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