Foodsharing

Brötchen und Bananen aus der Apotheke

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Berlin -

Brot, Salate und Obst: Das alles findet man nicht nur im Supermarkt um die Ecke, sondern in einer Apotheke. Seit rund drei Monaten kann man seine nicht mehr benötigten Lebensmittel dort abgeben und im abgetrennten Lieferanteneingang deponieren. Wer Lebensmittel benötigt, kann während der Öffnungszeiten hereinspazieren und sich bedienen. Genehmigt ist die Foodsharing-Station nicht. Deshalb will die Inhaberin lieber anonym bleiben.

Die Initiative Foodsharing hat es sich zum Ziel gesetzt, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten und sie an Menschen zu verteilen, die diese benötigen. Dazu wird ein öffentlicher Ort gewählt, zu dem jedermann Zugang hat. Diese Stationen nennt man Fairteiler. Seit 2012 gibt es die Initiative, Ende April ist ein solcher Fairteiler auch in einer deutschen Apotheke entstanden. „Die Mutter einer Foodsaverin arbeitet in der Apotheke“, erklärt Petra Bellmann, eine Verantwortliche der Foodsharingbewegung vor Ort. „Die Inhaberin war sofort begeistert und hat uns den Standort angeboten“.

Seitdem stehen insgesamt drei Regale mit Lebensmittelboxen im klimatisierten Seiteneingang der Apotheke. Die sogenannten Foodsaver holen die überflüssige Ware bei Bäckereien, Supermärkten und Gemüsehändlern und bestücken damit die Regale. „Wir posten regelmäßig meist mit Bild, wenn wir Lebensmittel einräumen“, sagt sie. Während der Öffnungszeiten der Apotheke ist der Seiteneingang für jedermann zugänglich.

Wo Lebensmittel sind, müssen auch gewisse Hygienestandards eingehalten werden. Auch in der Foodsharing-Apotheke kümmere man sich darum, versichert Bellmann: „Wir haben einen Hygieneplan und einen Reinigungsdienst eingerichtet, der von drei Verantwortlichen betreut wird.“

Doch nicht immer scheint es zu klappen. Nur wenige Tage nach der Eröffnung der neuen Station gab eine Verantwortliche auf dem Portal bekannt, dass sich die Inhaberin über die Zustände in ihrem Lieferanteneingang beschwert hat. Der Fairteiler sehe „sehr wüst“ aus, soll die Apothekerin beklagt haben.

Einerseits hätten einige Menschen Lebensmittel gebracht, die gekühlt werden müssten. Eigentlich ein Ausschlusskriterium, denn auch wenn der Seitenbereich der Apotheke klimatisiert ist, gibt es keinen Platz für einen Kühlschrank. Andere hätten „in Kaffeestückchen“ reingebissen und diese wieder zurückgelegt. Die Einmalhandschuhe seien direkt am ersten Tag geklaut worden. Die Inhaberin möchte es doch etwas kontrollierter haben, schreibt die Foodsharing-Botschafterin. Der Appell scheint gewirkt zu haben. Denn dies blieb der einzige Eintrag dieser Art.

Der Fairteiler in der Apotheke ist nach Angaben der Organisation ein voller Erfolg. „Nach anfänglicher Verwunderung wird er sehr gut von der Bevölkerung angenommen und besucht“, erklärte Bellmann. Es würden ganz unterschiedliche Menschen kommen, schreibt auch Foodsaverin Patrycja. Bedürftige, die zur Tafel gehen und den Fairteiler als Ergänzung sehen, falls es doch knapp wird. Bedürftige, die nicht zur Tafel gehen, weil sie sich schämten. Neugierige Passanten, die sich ein süßen Teilchen mit auf den Weg nehmen. Mitarbeiter der Apotheke würden auch gern zugreifen. Aber auch Foodsaver, die aus Überzeugung Lebensmittel bringen und auch gern mitnehmen. „Uns geht es in erster Linie um Lebensmittelretten und Eindämmung der Lebensmittelverschwendung, nicht um Bedürftigkeit“, betont Bellmann.

Der Inhaberin der Apotheke könnte theoretisch Ärger drohen. Denn sie hat es versäumt, eine Genehmigung bei der Aufsichtsbehörde zu beantragen oder sich zumindest beraten zu lassen, ob ein solcher Fairteiler in einer Apotheke überhaupt zulässig ist. Ein Pharmazierat beurteilt das Projekt jedenfalls kritisch: „So gut ich die Idee von Foodsharing grundsätzlich finde, so problematisch ist es aus rechtlicher Sicht“, erklärt er gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Der entscheidende Aspekt sei, ob der Raum, in dem die Regale stehen, offiziell zu Apothekenbetriebsräumen gehöre. Bei einem klimatisierten Lieferanteneingang sollte es regelmäßig der Fall sein. Auch wenn die Regelungen sich je nach Bundesland durchaus unterscheiden würden, dürften nach Einschätzung des Pharmazierates gemeinsame Räumlichkeiten für Foodsharer und Arzneimittellieferanten deutschlandweit unzulässig sein. Sobald sich Arzneimittel in dem Lieferantenbereich befinden, dürfte der Raum ohnehin nicht mehr von außen betretbar sein. Die Verhältnisse in diesem Einzelfall kennt er allerdings nicht.

Eine Lösung wäre, schlägt der Pharmazierat vor, die Regale für die Lebensmittel außerhalb der Apotheke aufzustellen. „Ob das aus Sicht von den Aktivisten eine geeignete Lösung wäre, kann ich allerdings nicht beurteilen“, sagt er. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Räumlichkeiten auszugliedern, sodass sie nicht mehr offiziell zu Apothekenbetriebsräumen gehören. Dass die Apothekerin diesen Aufwand auf sich nehmen will, dürfte eher unwahrscheinlich sein.

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