Auf dem Rückweg von der Arbeit erledigen viele Menschen noch ihren Einkauf. Oft findet dabei auch ein kurzer Zwischenstopp in der Apotheke statt, um noch schnell die Haus- oder Reiseapotheke aufzustocken oder die dringend benötigten Dauermedikamente abzuholen. Doch im Auto gelagert drohen bereits in kurzer Zeit sehr hohe Temperaturen, die die Stabilität von Arzneimitteln beeinflussen können – das gilt auch auf dem Weg in den Urlaub. Der richtige Transport im PKW ist daher wichtig.
Zu hohe Temperaturen sind vor allem auf längere Sicht problematisch für die Qualität von Salben, Tabletten & Co. – aber auch bei einer vermeintlich kurzen Verweildauer im Auto kann es bereits zu Beeinträchtigungen kommen. Davor warnt auch der Landesapothekerverband (LAV) Baden-Württemberg. „Beim Einkaufen oder auf dem Weg in den Urlaub: Wer Arzneimittel im Auto transportiert, sollte vorsichtig sein.“ Im schlimmsten Fall werden die wichtigen Medikamente unbrauchbar.
Der Großteil der Medikamente darf bei Raumtemperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius gelagert werden. Andere Arzneimittel wie Impfstoffe oder Insuline müssen jedoch besonders gekühlt gelagert werden – nicht nur in der Apotheke und Zuhause, sondern auch auf dem Weg dorthin. Im Zweifel hilft ein Blick auf den Umkarton oder die Gebrauchsinformation. Denn dort müssen konkrete Angaben gemacht werden, denen Stabilitätsuntersuchungen zugrunde liegen.
Für den Transport unterwegs sind spezielle Kühltaschen oder Styroporboxen geeignet, die die Temperatur stabil über einen längeren Zeitraum halten. „Generell ist darauf zu achten, dass es Arzneimitteln im Auto nicht zu heiß wird“, erklärt der LAV. Handschuhfach, Armaturenbrett und Hutablage seien daher der falsche Ort für den Transport. „Besser ist es, Arzneimittel unter dem Vordersitz oder unter dem Gepäck im Kofferraum aufzubewahren“, erklärt Friederike Habighorst-Klemm, Mitglied im Vorstand des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg.
Bei längeren Strecken – beispielsweise auf dem Weg in den Urlaub – sollte die Kühlbox bei einer Rast außerdem nicht im Auto bleiben, sondern mitgenommen werden. Denn ohne Klimaanlage kommt es im PKW schnell zu Temperaturen von bis zu 70 Grad Celsius – vor allem, wenn der Wagen in der prallen Sonne steht. Diese sind undbedingt zu vermeiden.
Für die verschiedenen Darreichungsformen bergen die hohen Temperaturen verschiedene Risiken: Zäpfchen können beispielsweise schmelzen. Einmal geschmolzen sollten sie nicht mehr verwendet werden – auch, wenn sie später wieder fest werden. Bei Cremes kann es zu einer Phasentrennung kommen. Bei Tabletten und Kapseln kann sich die Oberfläche durch Wärme und Feuchtigkeit verändern und aufquellen. Eine optimale Wirkstoffabgabe ist dann nicht mehr gesichert. Doch nicht immer sind die Schäden direkt sichtbar: Denn besonders kritisch sind auch zu heiß gewordene Asthmasprays. „Die Sprühbehälter können sich sehr stark aufheizen und es ist hinterher nicht mehr gewährleistet, ob noch die richtige Menge Wirkstoff abgegeben wird, wenn man inhaliert“, erklärt Habighorst-Klemm.
Bei Pflastern kann sich unter Wärmezufuhr die Klebemasse verändern, was sich ungünstig auf die Klebeeigenschaften auswirken kann. Bei wirkstoffhaltigen Pflastern besteht zudem die Gefahr einer Veränderung der Freisetzungsrate: Durch Wärmeeinwirkung kann es dazu kommen, dass der Wirkstoff schneller als vorgesehen freigesetzt (dose dumping) und über die Haut aufgenommen wird. Folglich ist eine Überdosierung möglich. Bei opioidhaltigen Pflastern kann das sogar lebensbedrohlich sein.
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