„Kurz davor, die Sache abzublasen“

Bremen: Keine PTA, keine Neueröffnung Katharina Brand, 25.08.2024 08:01 Uhr

Die Apotheke bei Dodenhof wird voraussichtlich Wehrmanns einzige bleiben, denn für die geplante Filiale in einem Center findet sich kein Personal.
Bremen - 

Eigentlich wollte Norbert Wehrmann, Inhaber der „Apotheke bei Dodenhof“ in Ottersberg (Niedersachsen), eine Filiale in einem Bremer Einkaufszentrum eröffnen. Trotz abgeschlossener Planung sieht es derzeit nicht so aus, als würde das noch gelingen, denn: Er findet kein Personal. „Es ist aussichtslos“, sagt Wehrmann.

Die Zahl der Apotheken in Bremen ist seit 2010 stark rückläufig. Damals gab es noch 174 Apotheken, zehn Jahre später waren es noch 140. Aktuell versorgen 125 Apotheken das Bundesland. Allein in diesem Jahr haben in Bremen bereits fünf weitere Apotheken ihren Betrieb eingestellt; in den letzten zweieinhalb Jahren gab es nicht eine Neueröffnungen. Wehrmann wäre mit seiner Filiale der Erste, der diesem Trend entgegensteht.

Ottersberg ist rund 40 Kilometer von Bremen entfernt. „Von selbst wäre ich nicht auf eine Neugründung gekommen“, gesteht Wehrmann. Dem Apotheker ist die ehemalige Apotheke im besagten Einkaufszentrum angeboten worden. „Der Kollege hat leider Schiffbruch erlitten“, umschreibt Wehrmann die Insolvenz des Kollegen. Die 350 Quadratmeter mit einer Kaltmiete von rund 50 Euro pro Quadratmeter waren schlicht zu viel. „Das ist nicht mit einer schwarzen Zahl vereinbar.“

Das Interesse des Apothekers für eine Filiale im Einkaufszentrum war dennoch geweckt. Er erkundigte sich über passende Räumlichkeiten im Einkaufszentrum und schließlich am Haupteingang fündig: Die Einheit passt und hat zudem den notwendigen Zugang zur Außenhaut des Gebäudes für die Notdienstversorgung. „Ich habe gesagt: Wenn ich eine Filiale eröffne, dann da.“ Zwei Jahre sollte es dauern, bis die Räumlichkeiten frei wurden. „Die Planung ist fertig und bezahlt, ich stehe in Mietverhandlungen, der Automat könnte in drei Wochen da sein – aber ich bekomme einfach kein Personal.“

Keine PTA

Apotheker – egal ob aus dem In- oder Ausland – stellen nicht die personelle Herausforderung dar, sondern Vollzeit-PTA. „Ich brauche Vollzeitkräfte, die die Apotheke mittragen. PTA, die eigenen Verantwortungsbreiche haben und sich auch verantwortlich fühlen. Das ist wichtig für einen kleinen Betrieb, den man aufbauen will“, erklärt Wehrmann.

Dafür bräuchte es fünf oder besser sechs PTA in Vollzeit – oder entsprechend mehr Personen in Teilzeit, um die Stunden abzudecken. „Ich habe bislang nur ein Angebot bekommen: Ab März für zwei Vormittage in der Woche. Das ist meine gesamte PTA-Ausbeute, und das reicht einfach nicht“, bedauert der Apotheker. Dabei hatte er einiges in Bewegung gesetzt, um Personal zu aquirieren; egal ob über Kammerausschreibungen oder über Nachfragen im Kollegenkreis.

Zuverlässiges Team in Ottersberg

Wehrmann selbst hat kaum personelle Fluktuation. „Wir sind zehn Leute im Betrieb, viele sind seit Jahren bei mir angestellt. Wir arbeiten Hand in Hand. Zwar hat jeder auch seine Aufgabenbereiche, dennoch wissen alle PTA und auch ich, wie Ware verbucht wird und wie die Preisgestaltung funktioniert. Das müssen bei uns alle können, da greift ein Zahnrad ins nächste. Für mein Team bin ich unglaublich dankbar.“

Sein Sohn, der zwei Apotheken in Bremen führt, hat nicht so großes, personelles Glück. „Ich schicke meine PTA und PKA zu ihm, damit sie die Leute ausbilden“, berichtet Wehrmann. Zwar hatte er so im Vorfeld durchaus gehört, dass es schwer ist, zuverlässiges und gut ausgebildetes Personal in Vollzeit zu finden. Im Zuge der Neueröffnung musste er aber feststellen: „Es ist aussichtslos.“

Bestenfalls Notbetrieb

Dass die Geduld des Einkaufszentrums zwecks Vermietung endlich ist, weiß Wehrmann. „Ich bin kurz davor, die ganze Sache abzublasen. Die Apotheke muss absehbar gut laufen und das sieht derzeit einfach nicht so aus. Es würde bestenfalls auf einen Notbetrieb hinauslaufen.“

Wehrmann steht am Ende seiner Laufbahn als Apotheker und möchte in wenigen Jahren seine „Apotheke bei Dodenhof“ – und die mögliche Filiale – an seine Söhne weitergeben, die ebenfalls Apotheker sind. „Ich kann ihnen nicht zumuten, eine halb ausgegorene Geschichte zu übernehmen. Das geht nicht.“ Dass das Vorhaben wahrscheinlich scheitert, bedauert der Apotheker: Die Filiale würde in einem großen Einkaufszentrum in Bremen liegen. Da müsste es wirklich mit dem Teufel zugehen, dass der Betrieb nicht läuft, wenn man es von Anfang an richtig macht.“