Die Diebin, die Apothekenmitarbeiter mit ihrem blanken Gesäß ablenkt, hat erneut zugeschlagen. Diesmal traf es die Apotheke am Botanischen Garten in Braunschweig. Kurz vor Feierabend nutzte sie die Gunst der Stunde und entblößte sich zum Entsetzen der Mitarbeiterinnen im Verkaufsraum. Dabei zeigte sie erneut, wie professionell sie vorgeht.
Erst stiftete sie Verwirrung, dann ging alles ganz schnell. Am Mittwoch, gegen 18.15 Uhr betrat die nach wie vor Unbekannte die Offizin – 15 Minuten vor Ladenschluss. „Vielleicht hat sie darauf spekuliert, dass wir schon das Geld zählen“, sagt Inhaberin Stephanie Brach. Doch sie machte auch so Beute, und zwar nach dem mittlerweile bekannten Muster. Erst kaufte sie einen kleinen Artikel – diesmal eine Packung Paracetamol, die sie mit einem 200-Euro-Schein bezahlte. „Von einer Sekunde auf die andere begann sie dann, mitten im Verkaufsraum ihre Hose herunterzuziehen“, erinnert sich Brach.
Erneut versuchte sie, auf vermeintliche Schmerzen in ihrem Gesäß hinzuweisen. Wie schon zuvor stiftete sie zusätzlich dadurch Verwirrung, dass sie – tatsächlich oder angeblich – kaum ein Wort Deutsch kann. „Sie schrie dann ‚Doktor, Doktor!‘“, so Brach. „Meine Kollegin sagte ihr noch, wir könnten ihr zeigen, wo sie einen Arzt findet.“ Ihre scheinbar geringen Sprachkenntnisse spielten der Diebin dabei noch in die Hände. „Wir dachten, sie sei vielleicht bei uns falsch gelandet. Sie kam ja offensichtlich aus dem Ausland und dachte vielleicht, wir seien Ärzte.“
Doch die Frau wusste ganz genau, was sie tat. Als die PTA an der Kasse sich kurz wegdrehte, um eine Kollegin zurate zu ziehen, nutzte sie den Moment und ging hinter den HV, wo sie mit ihrer Masche weitermachte. Es dauerte nur einen Augenblick, bis die Mitarbeiterinnen sie höflich, aber bestimmt aufforderten, zu gehen. Innerhalb von Sekunden verließ sie die Apotheke. Es dauerte noch einmal knapp 10 Minuten, bis den Mitarbeiterinnen auffiel, was in Wirklichkeit passiert war. „Und es fiel meiner Mitarbeiterin auch nur auf, weil sie wusste, dass da ein 200-Euro-Schein in der Kasse gewesen wäre, denn damit wird ja auch nicht ständig bezahlt.“ Doch da war sie schon längst über den Berg.
Immerhin kann Brach die entwendete Summer verkraften, 300 Euro hat die Diebin mitgehen lassen. Wie sie das in den wenigen Augenblicken schaffte, ist ihr dennoch ein Rätsel. „Wir wissen immer noch nicht genau, wie sie da ran gekommen ist“, sagt sie. Diese professionelle Vorgehensweise – selbst im Chaos innerhalb von Sekundenbruchteilen zu erkennen, wo etwas zu holen ist, und es dann ungesehen zu entwenden – hat die Diebin bisher jedes Mal an den Tag gelegt.
Und auch ansonsten gleichen Brachs Beschreibungen denen der bisherigen Opfer der Diebin: Sie trug eine Art Kopftuch und eine Atemschutzmaske – ist also schwer zu beschreiben. Ist stämmig bis übergewichtig gebaut, normal gekleidet und spricht anscheinend nur sehr schlecht Deutsch. Welcher Herkunft sie ist, traut sich allerdings auch Brach nicht abzuschätzen. Noch am selben Abend versuchte Bruch, Kollegen auf den Vorfall aufmerksam zu machen. „Ich habe auch sofort an die Bezirksapothekerin und an die Kammer geschrieben und gesagt, dass sie andere Apotheken warnen sollen.“
Denn Vorwarnung wäre der effektivste Weg, die Frau endlich zu stellen. Auch ihren bisherigen Diebeszügen war sie immer dank des Überraschungseffektes erfolgreich. Mittlerweile sucht auch die Polizei mit einem – ziemlich ungewöhnlichen – Aufruf nach der Frau: Ein Symbolbild von einem Gesäß einer offensichtlich stark übergewichtigen Frau ziert den Aufruf. „Sehr großer weißer Hintern gesucht“, steht auf dem Bild, daneben Vorgehensweise und Täterbeschreibung. Die Beamten starteten den Aufruf bereits Ende Mai, nachdem die Frau am selben Tag eine Apotheke in Hemer und eine Arztpraxis in Iserlohn bestohlen hatte – letzterer Raubzug endete kurios.
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