In Niedersachsen lernen Medizin- und Pharmaziestundenten gemeinsam: PJler und PhiP besuchen nicht nur dieselben Seminare, sondern gehen auch zusammen auf Station. Das Pilotprojekt ist bislang einzigartig in Deutschland.
Ziel der so genannten „PJ-Akademie“ ist es, durch eine bessere Zusammenarbeit der Heilberufe die Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern. Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) sowie Medizinstudierende im praktischen Jahr (PJ) haben die Möglichkeit, direkt am Patientenbett zu lernen und somit theoretisches und praktisches Wissen miteinander zu verknüpfen.
Zunächst besuchen die Studierenden im praktischen Ausbildungsabschnitt erst gemeinsame Seminare, danach können sie gemeinsam auf Station gehen. Insgesamt fünf Module pro Jahr seien geplant, die sich den Themen Diabetes, Schlaganfall, Herz- und Niereninsuffizienz sowie Krebserkrankungen widmen.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt durch das Städtische Klinikum (skbs) und die Technische Universität (TU) in Braunschweig sowie die Apothekerkammer Niedersachsen.
„In der PJ-Akademie stärken wir bereits frühzeitig eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen angehenden Ärzt:innen und Apotheker:innen sowie die fachliche Selbstverständlichkeit des Austausches“, so Dr. Thomas Bartkiewicz, Ärztlicher Direktor des skbs. „Wichtiges Ziel ist es, dadurch Medikationsfehler und Komplikationen – die derzeit durch zu viele und falsch kombinierte Medikamente verursacht werden – zukünftig zu vermeiden.“
Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer, ist vom Mehrwert der PJ-Akademie für die angehenden Apothekerinnen und Apotheker überzeugt: „Wer etwas lernen und später etwas bewegen will, braucht die Chance, während der Ausbildung das persönliche und fachliche Potenzial mit anderen entwickeln zu dürfen. Völlig frei von alten Mustern können unsere Fachkräfte an der PJ-Akademie einen Grundstein für eine interprofessionelle Arbeit auf Augenhöhe legen und sich gemeinsam für eine gute Gesundheitsversorgung der Menschen einsetzen.“
Professor Dr. Ingo Rustenbeck vom Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie an der TU Braunschweig sieht das Projekt als hervorragende Ergänzung zum Studium: „Das Kernstück der PJ-Akademie ist der fachliche Austausch und die gemeinsame Lernerfahrung, die das gegenseitige Verständnis schärft und letztlich so dazu beiträgt, die Versorgung Erkrankter zu verbessern. Wir freuen uns über alle, die dieses zusätzliche Angebot mit Neugierde und Enthusiasmus wahrnehmen.“
Während des zweiten Moduls am Mittwoch war die Stimmung unter den Teilnehmenden sehr positiv. Mit viel Engagement und Interesse diskutierten die Teilnehmenden beispielsweise über fiktive Medikationspläne und deren Risiken. Der Fokus lag dabei auf der Behandlung von Dialysepatient:innen.
Lea Zunk, Medizin-Studierende im PJ, sagte: „Der Mehrwert der PJ-Akademie ist eine wirklich enge Verknüpfung zweier Berufsgruppen. Wir sind jung und gehören zur nächsten Generation in der Patient:innenversorgung. In der PJ-Akademie können wir uns sehr frühzeitig vernetzen und bekommen wertvolle Informationen für unseren Berufsalltag.“
Auch Pharmazeutin Joana Seyda zog ein erstes Zwischenfazit: „In der PJ-Akademie bekommen wir eine ganz andere Sicht auf die Patient:innen, die wir sonst nicht haben.“ Die frühzeitige interprofessionelle Zusammenarbeit sieht auch sie als zukunftsweisend: „Ich finde es extrem gut, dass wir uns gegenseitig erklären können, wie unser Beruf aussieht – es ist eine große Chance für einen Austausch auf Augenhöhe.“
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