Brandenburg

Wöllert bei Dobbert Maria Hendrischke, 24.09.2015 09:12 Uhr

Berlin - 

Zwei Politiker sind in der Apotheke von Brandenburgs Kammerpräsidenten Jens Dobbert pharmazeutisch aktiv geworden. Die Bundestagsabgeordnete Birgit Wöllert (Die Linke) und der Bürgermeister von Forst, Philipp Wesemann (SPD), mischten in der Apotheke Cottbusser Straße eine Salbe an. Dobbert gab den Gästen einen Einblick in die Arbeitsabläufe und sprach mit ihnen über den Fachkräftemangel.

Die Initiative für den Besuch am 17. September sei von Wesemann ausgegangen, berichtet Dobbert. Der aktuell jüngste Bürgermeister Deutschlands habe sich in verschiedenen Betrieben seiner Stadt persönlich vorgestellt. Dabei habe ihn jeweils ein Landtags- oder Bundestagsabgeordneter begleitet. Die Apotheke des Kammerpräsidenten besuchte mit ihm zusammen Wöllert, Obfrau des Bundesausschusses für Gesundheit und Abgeordnete aus dem brandenburgischen Spremberg.

Zwei Stunden waren die Politiker in der Apotheke Cottbusser Straße. Dort stellte ihnen Dobbert den Apothekenalltag vor. Wesemann habe noch nie „hinter die Kulissen“ einer Apotheke geschaut und sei besonders von der Warenwirtschaft fasziniert gewesen.

Während des Besuchs stand das Thema Rezeptur im Vordergrund. „Ich habe sie eine Salbe mit Olivenöl anrühren lassen“, berichtet Dobbert. Wesemann, ein ausgebildeter Biologielaborant, habe diese Aufgabe souverän gemeistert. Wöllert habe gestaunt, wie viel Genauigkeit bei der Abmessung der Zutaten gefragt sei. „Schon kleinste Rezepturabweichungen können etwa für Kinder schwere Nebenwirkungen zur Folge haben“, erklärte ihnen der Kammerpräsident.

Er habe die Politiker die Salbe nicht nur mischen lassen, sondern ihnen auch sämtliche mit der Rezepturherstellung verbundene Schritte gezeigt. „Zum Schluss habe ich beide schätzen lassen, wie viel das Präparat kosten würde“, sagt Dobbert. Die beiden hätten nur knapp unter dem tatsächlichen Betrag von etwa 9,70 Euro gelegen. „Dann habe ich sie ausrechnen lassen, wie lange sie mit allen Begleitschritten für die Rezeptur benötigt haben. Ihnen wurde klar, dass sie damit unter dem Mindestlohn gelandet sind“, so Dobbert.

Neben der Rezepturvergütung habe er mit den Politikern auch über die Nacht- und Notdienstpauschale, die Importquote und den Fachkräftemangel gesprochen. „Ich selbst habe sechs Jahre lang nach einem Apotheker gesucht“, verdeutlicht Dobbert die Schwierigkeiten des Bundeslands mit einem persönlichen Beispiel. Um weiteren Nachwuchs zu gewinnen, setzt er sich zudem für einen Pharmaziestandort in Brandenburg ein. Auch darüber habe er mit den beiden Politikern diskutiert.

„Ich erwarte mir von dem Besuch keinen großen Umbruch“, sagt Dobbert. Allerdings habe sich Wöllerts Assistentin viele Notizen zu den angesprochenen Problemen gemacht. „Frau Wöllert hat einen Referenten, der Apotheker ist. Sie hat angekündigt, ihm aufzutragen, die aktuelle Lage des Berufs aufzuarbeiten“, so der Kammerpräsident.