Privatuni für Ärzte APOTHEKE ADHOC, 12.09.2014 11:07 Uhr
In diesem Monat öffnet die erste medizinische Hochschule in Brandenburg die Tore. In Kooperation mit mehr als 20 brandenburgischen Krankenhäusern und 35 Lehrpraxen entwickelt die Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) „Theodor Fontane“ derzeit den Modellstudiengang Medizin. Erste Professoren sind bereits berufen. 42 Psychologie-Studenten beginnen am 13. Oktober. Im April 2015 folgen 45 Medizinstudenten. Weitere Studiengänge, etwa im Bereich der klinischen Psychologie, Psychotherapie und Gesundheitswissenschaften, sind geplant.
Anfang Juli hatte Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) die Hochschule im Sinne der Approbationsordnung für Ärzte zur Ausbildung von Medizinern staatlich anerkannt. Der Campus der Ruppiner Kliniken in Neuruppin soll Lehrschwerpunkt sein, Brandenburg an der Havel – die Stadt ist Teilhaber – Forschungsschwerpunkt.
Laut der Hochschule soll die Mediziner-Ausbildung näher an der Praxis stattfinden. Von Anfang an sollen die Studenten Patientenkontakt haben, der klassische Fächerkanon werde zugunsten fächerübergreifender Lehre aufgehoben. Das Hochschulkonzept basiere auf Kooperationen mit Brandenburger Kliniken, Rehakliniken und Praxen im ganzen Land. Auch mit der Berliner Charité werde engstens kooperiert.
Einen Numerus clausus gibt es nicht. Die Studenten werden in einem eigenen Auswahlverfahren ermittelt. Bereits in diesem Monat werde das Auswahlverfahren für den Medizinstudiengang beginnen, so die MHB. Gespräche mit den Bewerbern sollen ab Januar geführt werden.
Die ersten drei Jahre verbringen die Studenten weitgehend in den Ruppiner Kliniken und im Städtischen Klinikum Brandenburg sowie bei niedergelassenen Ärzten der Region. Praktika der Grundlagenmedizin sollen an der Hochschule Lausitz und an der Fachhochschule Brandenburg stattfinden. Im vierten und fünften Jahr variierten die Studienorte je nach klinischem Fachgebiet. Im sechsten Studienjahr sollen die Studierenden im Praktischen Jahr in den kooperierenden Lehrkrankenhäusern arbeiten.
Die Kosten für einen Medizinstudenten veranschlagt die Hochschule bei 115.000 Euro. 80.000 Euro davon tragen die kooperierenden Krankenhäuser „auf Basis mit Studierenden vereinbarter Verträge“. Teil der Verträge ist die Verpflichtung der Studenten, die fünfjährige Facharztausbildung an den Kliniken zu absolvieren. Halten sie diese nicht ein, muss der Betrag zurückgezahlt werden. Weitere 35.000 Euro, monatlich 585 Euro, trägt der Student selbst. Auch dafür gebe es Finanzierungsangebote, so Professor Dr. Dieter Nürnberg.
Im Medizin-Studiengang soll es anfangs acht Professoren geben. Zu den Lehrenden gehört neben Nürnberg etwa der Chefarzt der Ruppiner Kliniken, Professor Dr. Wilfried Pommerien, der Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Vizeralchirurgie am Städtischen Klinikum Brandenburg, Professor Dr. René Mantke, und der Vizepräsident der Landesärztekammer Brandenburg, Professor Dr. Ulrich Schwantes. Professoren der Charité sollen ebenfalls in Neuruppin lehren. Bis zum Jahr 2020 sollen 60 Hochschullehrer an der MHB unterrichten und forschen.