Brandenburg

Apothekenrezeptur vom Wunderheiler

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Berlin -

Der Wunderheiler August Förster ist bereits seit 56 Jahren tot. Doch seine Rezepturen finden in der Löwen-Apotheke in Ortrand im Süden Brandenburgs immer noch reißenden Absatz. In der Offizin von Katja Johne gehen fast täglich Salben und Tropfen über den HV-Tisch, die von Förster entwickelt wurden.

Förster wurde 1880 in Grosthiemig geboren. Er soll studiert haben, doch der Erste Weltkrieg hinderte ihn daran, das Studium abzuschließen. Offiziell war der in der Gegend auch als Taff's oder Tafts August bekannte Mann Landwirt. Doch er betrieb eine Praxis und gab 1945 Heilpraktiker als Beruf an.

Ganze Patienten mit Bussen sollen zu ihm gekommen sein: „Sie parkten in den Zufahrtsstraßen zu seinem Bauernhaus“, erzählt der Heimatforscher Werner Kirsche in der Sächsischen Zeitung.

Försters Bekanntheit brachte der Gaststätte im Ort Umsatz, doch die Ärzte sahen dem Treiben nicht untätig zu. In den 1950er Jahren wurde ihm das Praktizieren untersagt. „Die schriftliche Verbotsanordnung des Kreisarztes heftete Förster sogar an seine Hauseingangstür“, so Kirsche. Doch das habe dem Zulauf keinen Abbruch getan. Und letztlich wurde er geduldet. Er durfte die Arzneimittel allerdings nicht mehr selber herstellen, sondern musste die Patienten in die Apotheke schicken.

So kamen Johnes Vorgänger in den Besitz der Rezepturen. „Das sind homöopathische Verbindungen“, erklärt die Apothekerin. Die Tropfen enthalten insgesamt 15 Grundstoffe, etwa Kamille, Belladonna oder Arnica. 15 Liter werden in der Löwen-Apotheke jedes Jahr hergestellt und in Flaschen à 50 oder 100 Milliliter verkauft. „Die helfen gegen alles“, ist Johne überzeugt.

Noch besser geht allerdings die Rheuma-Salbe mit Benzydamin, Rosmarin, Spiritus, Ameisensäure, Branntweinessig. „Die wärmt durch – da kriege ich selbst beim Abfüllen rote Wangen“, so Johne. Im vergangenen Jahr hat sie die Salbe 700 Mal verkauft. Für die Salbe stellt sie alle zwei bis vier Wochen einen Ansatz von acht Litern her.

Johne arbeitet seit 2001 in der Apotheke, 2010 hat sie sie übernommen. Die Rezeptur wurde von einem Apothekenleiter an den nächsten weitergegeben, die älteren Pharmazieingenieure zeigen den jüngeren Kollegen die Herstellungsprozesse. Dabei kommt ein altes Emulgiergerät aus DDR-Zeiten zum Einsatz. „Die Salbe in kleinem Ansatz herzustellen, wäre sicher zu teuer“, meint sie.

Nachdem die Sächsische Zeitung über ihre Apotheke und die Förster-Tropfen berichtet hat, musste Johne erst in dieser Woche einen neuen Ansatz herstellen. „Allein in dieser Woche wurden die Tropfen 22 Mal gekauft“, berichtet die Apothekerin. Die meisten Kunden wollen die Standardrezeptur. Einige bringen aber auch noch alte Rezepte von Förster mit, auf denen einzelne Bestandteile durchgestrichen oder ergänzt wurden.

Für Johne sind die Förster-Tropfen und die Salbe ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal – und ein Selbstläufer: „Wir machen keine Werbung, die Menschen kennen die Präparate noch von früher.“ Das Gros verkauft sie in der Löwen-Apotheke, die Produkte gibt es aber auch in ihrer Filiale, der Elster-Apotheke in Elsterwerda, und in der Zweigapotheke, der Schraden-Apotheke in Hirschfeld. Außerdem verschickt Johne die Präparate an Menschen, die inzwischen weggezogen sind.

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