Ein Herz für die Umwelt

Botendienst: E-Auto für E-Rezept

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Berlin -

Für den Klimaschutz: Die Schellenberg-Apotheke in Hüfingen (Baden-Württemberg) liefert seit Kurzem im Umkreis per Elektroauto aus. Für Apothekerin Birgit Kuttruff-Soffel sind E-Autos die Zukunft – in manchen Bereichen sieht sie aber noch eindeutig Verbesserungsbedarf.

Seit Mai ist es für die Botengänge der Hüfingener Schellenberg-Apotheke in den umliegenden Dörfern unterwegs: Das E-Auto von Inhaberin Birgit Kuttruff-Soffel. Es handele sich um das zweite Lieferfahrzeug der Apotheke, das für Wege am Nachmittag im Umkreis von etwa 30 Kilometern zuständig sei, erzählt Kuttruff-Soffel. Das bisherige größere Auto werde für längere Strecken genutzt und sei deshalb ab zwölf Uhr mittags bereits eingespannt.

Den Wunsch für ein zweites Lieferauto habe sie schon länger gehabt. Da sich ihre Apotheke in einem ländlichen Raum befindet, hätten Auslieferungen schon immer eine große Rolle gespielt: „In den 27 Jahren, in denen mir die Apotheke gehört, hat die Nachfrage nur zugenommen.“ Gerade durch die Pandemie und das kommende E-Rezept hätten Botendienste zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Wie viele Kolleg:innen sieht sie sich zunehmend in Konkurrenz mit Lieferdiensten: „Wir als Apotheke vor Ort müssen schneller sein als zum Beispiel DocMorris. Wir können 40 bis 50 Lieferungen pro Tag machen, aber irgendwo gibt es Grenzen.“ Deshalb war ein zweites Auto nötig.

Ihr sei es wichtig gewesen, dass das neue Auto umweltfreundlich ist: „Einerseits versuchen wir Apotheken, die Menschen mit der Abgabe von Medikamenten gesund zu halten – und gleichzeitig schaden wir dabei der Umwelt. Das ist für mich ein Widerspruch.“

Die Idee für das E-Auto kam von ihrem Steuerberater, der sich auch kürzlich eines gekauft hatte. Durch ihn erfuhr die Apothekerin, dass sie für das Leasing eines VW-Elektroautos 9000 Euro an Fördermitteln erhalten konnte – 6000 Euro vom Land Baden-Württemberg und 3000 Euro vom Hersteller, plus 900 Euro für die Ladestation. „Natürlich wollte ich vorrangig etwas für das Klima tun, aber die Zuschüsse waren letztendlich der Grund, weshalb ich mich für das E-Auto entschieden habe.“

Ihr Mitarbeiter seien von dem neuen Elektro-Auto begeistert, berichtet Kuttruff-Soffel: „Es fährt sich sehr spritzig und lässt sich aufgrund der kompakten Größe gut einparken.“ Auch die Ladestation befinde sich nur 100 Meter von der Apotheke entfernt – kein Problem also, den Akku zwischendurch aufzuladen. Der Preis sei gut: „Ausgerechnet kosten uns aktuell 100 Kilometer nur 3 Euro.“

Doch das Auto hält nicht ganz das, was es verspricht. Die Leistung sei momentan nur so gut, weil sie jetzt im Sommer auf den Gebrauch der Heizung und des Autolichts verzichten könne. Die Apothekerin kritisiert: „Vom Hersteller haben wir keine Auskunft darüber bekommen, wie die Leistung sich durch Klimaanlage oder Heizung schwächt. Diese Punkte müssen meiner Meinung nach vor Vertragsabschluss offengelegt werden.“ Ob das Auto die Leistung auch im Winter beibehalten können werde, sei fraglich.

Sie wünscht sich für deutsche Hersteller die Innovation aus China: „Dort setzen sie zunehmend auf ein Wechselakku-System für Elektroautos und es gibt sehr viel kostengünstigere Modelle,“ weiß sie. „Trotz Zuschüssen aus der Politik und Rabatt vom Hersteller ist das E-Auto in Deutschland noch immer Besserverdienenden vorbehalten. Es muss zugänglicher werden.“

Ihr Steuerberater habe sein Auto übrigens mittlerweile wieder verkauft – die Leistung sei über den Winter in den Keller gegangen.

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