Bonn: Mordversuch auf Psychopharmaka dpa, 28.02.2020 08:55 Uhr
Nach einem nächtlichen Messerangriff auf ihren schlafenden Ex-Freund muss sich seit Donnerstag eine 23-Jährige wegen versuchten heimtückischen Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Bonner Landgericht verantworten. Sie begründet die Tat damit, dass sie Antidepressiva genommen hat.
Am 5. September 2019 soll die Angeklagte so lange auf den 25-Jährigen eingestochen haben, bis es ihm gelang, ihr das Messer abzunehmen. Anschließend wählte sie den Notruf, bestellte einen Rettungswagen und flüchtete. Kurze Zeit später jedoch kehrte sie zurück und ließ sich widerstandslos festnehmen. Seitdem befindet sie sich in einer psychiatrischen Klinik.
Am ersten Prozesstag räumte die Angeklagte, die seit vielen Jahren mit schweren Depressionen kämpft, die Tat ein. Damals stand die gelernte Chemikantin aus privaten Gründen vor einem Umzug nach Berlin, fühlte sich damit aber überfordert. Nachdem sie am Abend wegen der Angstzustände und Verzweiflung drei Tabletten Psychopharmaka genommen und ein Glas Whisky getrunken habe, sei sie plötzlich völlig emotionslos gewesen und habe sich wie ferngesteuert gefühlt.
„Wie ein Roboter habe ich die Tat begangen.“ Sie könne sich bis heute nicht erklären, warum sie „einer absolut unschuldigen Person, die mir nichts getan hat“, so einen Schaden zugefügt habe. „Ich fühle mich sehr schuldig, ich habe es verdient, verurteilt zu werden.“
Der 25-Jährige hatte bei dem Messerangriff zahlreiche lebensgefährliche Stiche in Kopf, Hals und Rücken erlitten. Nur durch die schnelle medizinische Hilfe und eine Notoperation konnte er gerettet werden. Die Anklage geht davon aus, dass die 23-Jährige bei der Tat erheblich vermindert schuldfähig gewesen ist. Die Richter müssen zudem prüfen, ob die Angeklagte dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden muss.