In einem Teil von Nürnberg herrscht Ausnahmezustand: Im Industriegebiet Höfen wurde eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. In einem 500-Meter-Radius um den Fundort müssen deshalb alle Gebäude evakuiert werden – und mittendrin ist die örtliche Alliance-Niederlassung. Kunden in der Region müssen heute noch mit Schwierigkeiten rechnen.
Mal wieder rächt sich die deutsche Geschichte: Am Montagvormittag wurde im Westen von Nürnberg – an der vielbefahrenen Südwesttangente, unweit der Höfener Spange – an einer Lärmschutzwand eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. „Die Situation ist hochbrisant“, zitiert die Lokalpresse den Kampfmittelräumdienst. Denn die Bombe ist mit einem chemischen Langzeitzünder versehen, der besonders schwer zu entschärfen ist. Und zu allem Überfluss läuft die Baugrube, in der die 250-Kilogramm-Bombe gefunden wurde, mit Wasser voll.
Deshalb wurden alle Anwohner in einem Radius von 500 Metern umgehend evakuiert, rund 5000 Menschen sind betroffen. „Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Bombe gesprengt werden muss“, sagt Feuerwehr-Sprecher Horst Grillmeier. Deswegen sind Feuerwehr und Technisches Hilfswerk dabei, sogenannte Entlastungsgräben auszuheben, die umliegende Gebäude bei einer möglichen Explosion vor Schäden bewahren sollen.
Eines dieser Gebäude ist die örtliche Alliance-Niederlassung. Gegen 16 Uhr soll sie geräumt worden sein, sie ist momentan telefonisch nicht erreichbar. Ein Sprecher des Konzerns wiederum will auf Anfrage keine Auskunft zur Situation geben.
Mehrere Apotheken im Umkreis sind jedoch direkt betroffen, so die Kreuz-Apotheke von Inhaberin Ursula Schwiersch. „Wir kriegen heute keine Lieferung mehr und wir wissen auch noch nicht, ob unsere heutigen Bestellungen morgen geliefert werden“, sagt sie am Telefon. „Mittlerweile wurde auch das Bestellsystem gestoppt.“ Die letzte Bestellung sei um 13 Uhr rausgegangen und gegen 14.45 Uhr geliefert worden.
Vor unlösbare Schwierigkeiten sieht Schwiersch sich dadurch aber nicht gestellt. „Wir sind gut sortiert, da macht uns das zum Glück keine größeren Probleme.“ Außerdem kann Schwiersch noch auf zwei weitere Großhändler zurückgreifen, die beide im Gegensatz zu Alliance nicht von Nürnberg aus anliefern. „Für morgen bestellen wir einfach bei einem der anderen beiden.“ Wie lange die Situation noch anhalten wird, könne sie nicht sagen.
Laut Feuerwehr sei eine Sprengung für 17 Uhr anvisiert gewesen – allerdings waren zu dieser Zeit erst 70 Prozent des Evakuierungsgebietes geräumt. Wie lange es noch dauert, kann deshalb noch niemand sagen. Zumindest die Kunden sind aber verständnisvoll, wie Schwiersch erzählt: „Wenn wir etwas wegen der Situation nicht da haben, müssen wir halt sagen: Tut mir leid, wegen der Bombe geht es erst morgen.“
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