„Mit Einschränkung geeignet“

Blasenschwäche: Warentest bewertet Rx-Arzneimittel

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Berlin -

„Mit Einschränkung geeignet“: Stiftung Warentest hat verschreibungspflichtige Arzneimittel gegen Blasenschwäche untersucht. Vollends überzeugen konnten die Präparate nicht. Die Nase vorn haben demnach nicht-medikamentöse Maßnahmen.

 

Etwa jeder zehnte Deutsche hat laut Warentest seine Blase nicht mehr unter Kontrolle. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die gute Nachricht: Die Probleme können behoben werden. US-Forscher hatten kürzlich 84 Studien zum Thema ausgewertet und sind zum Ergebnis gekommen, dass allgemeine Maßnahmen wie Beckenbodentraining besser helfen als Arzneimittel.

Bei Blasenschwäche können sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Arzneimittel zum Einsatz kommen. Im Rahmen der Selbstmedikation stehen Präparate mit Goldrute oder Kürbissamen zur Verfügung. „Zugelassen sind sie meist für „verwandte“ Leiden wie Blasenentzündung oder Prostatabeschwerden – und selbst in diesen Einsatzgebieten ist ihr Nutzen laut unseren Arzneimittelexperten oft unzureichend belegt“, schreibt Warentest.

Verschreibungspflichtige Arzneimittel bewerten die Experten als „mit Einschränkung geeignet“. Warentest empfiehlt die Präparate nur als Mittel der zweiten Wahl. Am besten helfen Darifenacin, Duloxetin, Oxybutynin, Propiverin, Solifenacin, Tolterodin und Trospium kombiniert mit nicht-medikamentösen Maßnahmen, wie es heißt. Vorausgesetzt alternative Maßnahmen allein seien nicht ausreichend. Vor allem Frauen in und nach den Wechseljahren würden Rx-Medikamente verordnet bekommen. Zum Teil würden auch Östrogene rezeptiert, die am besten lokal als Zäpfchen oder Creme appliziert werden sollten. Oral verabreicht können diese eine Inkontinenz gar fördern.

Duloxetin kann die Spannung des Harnröhrenschließmuskels erhöhen. „Belegt ist ein Nutzen bei mittlerer und schwerer Belastungsinkontinenz, also wenn Frauen mindestens zweimal am Tag ungewollt Urin verlieren“, schreibt Warentest. Allerdings wurden Studien aufgrund von Nebenwirkungen wie beispielsweise Übelkeit abgebrochen. Warentest empfiehlt Ärzten und Patienten regelmäßig zu besprechen, ob die Wirkung des Arzneimittels ausreichend ist und ob das Präparat gut vertragen wird. Ist dies nicht der Fall, sollten die Patienten in Rücksprache mit dem Arzt das Arzneimittel schrittweise absetzen.

Auch die Gruppe der Anticholinerga ist nur „mit Einschränkung geeignet“. Die Arzneistoffe können die Blasenmuskulatur entspannen. „Doch die Wirksamkeit ist vergleichsweise gering, außerdem können belastende Nebenwirkungen auftreten – etwa Mundtrockenheit, Verstopfung, Sehstörungen und vor allem bei älteren Menschen verschlechterte geistige Leistungsfähigkeit“, begründet Warentest das Urteil. Auch in diesem Fall, raten die Experten zu regelmäßigen Gesprächen zwischen Arzt und Patient, vor allem drei Monate nach Behandlungsbeginn und während der gesamten Behandlungsdauer. Ist der Behandlungserfolg nicht ausreichend oder der Wirkstoff wird nicht vertragen, soll auf einen anderen Vertreter der Stoffgruppe umgestellt werden.

Betroffene können unter verschiedenen Inkontinenzarten leiden. Beispiele sind die Belastungs- und die Dranginkontinenz. Geht der Urin beim Heben, Niesen, Husten oder Lachen unfreiwillig ab, ist von einer Belastungsinkontinenz die Rede. Diese kann auch Schwangere treffen. Geht ein Tropfen daneben weil die Blase zu aktiv ist, spricht man von Dranginkontinenz. Die Betroffenen müssen bereits bei geringer Füllmenge Wasser lassen, weil sie einen starken Drang verspüren.

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